Informiert

Ich bekomme selten Post, bin in kaum einem E-Mail-Verteiler, nutze keine Messenger-Dienste (außer SMS) und lese höchstens eine Tageszeitung (und diese nur halb). Die meisten meiner Bekannten empfangen mehr Nachrichten; aber wissen sie automatisch mehr? Unser Hirn ist nur begrenzt in der Lage, immer neue Nachrichten zu verstehen, zu sortieren und abzuspeichern. Außerdem entwertet die Fülle der Nachrichten die einzelne. Wichtiges landet ebenso im Müll wie Unwichtiges – das eine ist vom anderen nur schwer zu unterscheiden. Ich wähle aus, und zwar subjektiv und willkürlich: Welche Information nehme ich überhaupt zur Kenntnis, welche glaube ich oder tue sie als falsch oder irrelevant ab.

Mehr Information ist kein Garant für „gut informiert“ – viel hilft nicht viel. Das Gegenteil gilt ebenso: Weniger Information bedeutet nicht „schlecht informiert“. Wichtiger ist wahrscheinlich, wie unvoreingenommen ich Nachrichten begegne und mit meiner eigenen Fehleinschätzung rechne. Ein und dieselbe „Wahrheit“ sieht aus verschiedenen Perspektiven manchmal ganz unterschiedlich aus. Aber das gibt niemand gern zu – egal, ob er gut oder schlecht informiert ist.

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