Falsch verstanden

Von meinem Mann weiß ich, dass ich einen Hang zum Malapropismus habe: Ich verwende (Fremd-)Wörter gern falsch – unabsichtlich. Vielleicht liegt es am fehlenden Latein- und Griechisch-Unterricht während meiner Schulzeit. Oder ich bin einfach vergesslich. Ironisch, sarkastisch und zynisch zum Beispiel kann ich nur schwer auseinanderhalten. Ich weiß, dass sie ähnliche Verhaltensweisen beschreiben, aber die genauen Unterschiede sind mir nicht klar.

Manchmal merke ich zusätzlich, dass ich nicht nur mit der Bedeutung von Fremd-Worten Schwierigkeiten habe: In der Zeitung lese ich eine kurze Nachricht über eine bekannte Schauspielerin, die beruflich eine Auszeit nimmt. Sie sagt, sie wolle sich lieber um ihre Töchter kümmern (sechs und acht Jahre alt). „Aufopfernd“ steht über dieser Notiz – für mich verwirrend. Aufopfernd soll es sein, wenn man seine eigenen Kinder betreut, anstatt arbeiten zu gehen? Das klingt, als wäre Kindererziehung eine vor allem entbehrungsreiche Tätigkeit. Kinder sind eine Lebensaufgabe, fordern uns heraus, beanspruchen uns enorm und lehren uns alles mögliche – aber vor allem sind sie ein Geschenk.

Als aufopfernd empfinde ich es nicht, dass ich mich um unsere Kinder kümmere. Aber das hat vielleicht etwas mit meinem Hang zum Malapropismus zu tun.

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