Es dauert

Die Kühltheke im Supermarkt ist ausgefallen – seit zwei Tagen schon. Am Samstagmorgen bekomme ich hier keine Milch, keine Butter und überhaupt keine Molkerei-Produkte. Das ist ärgerlich, denke ich, korrigiere mich aber sofort: Viel ärgerlicher ist es, dass der Inhalt von zirka zehn Metern Kühltheke in den Müll wandert. Die Mitarbeiterin, die dafür zuständig ist, sieht dementsprechend frustriert aus – und kann natürlich nicht gleichzeitig an der Kasse sitzen. Dort dauert es daher etwas länger, was die Kunden ärgert und die Kassiererin stresst. „Meinetwegen können Sie ganz entspannt sein“, beruhige ich sie, als ich dran bin. Sie schaut mich kurz an: „Heute dauert es solange, wie es dauert; aber dafür haben nicht alle Verständnis.“

`Solange, wie es dauert…´ Das klingt so, als wären die Angestellten hier normalerweise im `Eiltempo´ unterwegs – was weder ihnen selbst noch ihrer Arbeit gut tut. Das klingt auch, als müsste der Einkauf von Lebensmitteln möglichst schnell gehen. Warum? Für den Einkauf von Kleidung oder Mobiliar nehmen wir uns viel Zeit – zumindest lässt der Anblick flanierender Menschen in der Innenstadt dies vermuten. Dabei dauert es lange, bis wir nichts mehr zum Anziehen haben: Einen gefüllten Kühlschrank leer zu futtern geht blitzschnell.

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