Duschbad

„Hallo Mama, ich habe dich sehr lieb, auch wenn dich das manchmal ärgert, wenn ich irgendetwas falsch mache. Entschuldigung!“, schreibt mir mein elfjähriger Sohn auf einen Zettel. Ich bin beschämt und nehme meinen Jüngsten in den Arm. Er wollte mir helfen: „Mama, ich fülle die Seife im Bad nach, die ist alle.“ Jaja, denke ich. Aufmerksam werde ich erst, als er hinterher sagt, die Nachfüll-Seife im Keller sei jetzt aufgebraucht. Ich weiß ziemlich gut über meine Bestände Bescheid und ahne, was er tatsächlich aufgebraucht hat. Ein Blick in den Müll bestätigt: Wir werden uns in der nächsten Zeit mit meinem Duschbad die Hände waschen.

Ärgerlich halte ich meinem Sohn die leere Packung vor die Nase: „Lies mal, was hier steht. Und jetzt geh in den Keller und lies, was dort auf den Beuteln steht.“ Betretenes Schweigen – er versteht: Ich ärgere mich über verbrauchtes Duschbad, anstatt mich über seine Hilfe zu freuen. Langsam kommen die Tränen – und ich verstehe: Mein sensibler Sohn wollte etwas Gutes tun, hat dafür aber keinen Dank, sondern Ärger geerntet.

Anschließend ist er traurig und entschuldigt sich für seinen „Fehler“. Auch ich bin anschließend traurig und entschuldige mich für mein Fehlverhalten. Es klingt nur, als wäre es dasselbe: Mein Sohn hat nicht alles richtig gemacht und hatte dabei mich im Blick. Ich habe nicht alles richtig gemacht und hatte dabei ebenfalls mich im Blick. 🙁 Falls mein Sohn nächstes Mal wieder freundlich helfen will, möchte ich vor allem ihn und sein Bemühen im Blick haben und weniger das Duschbad und mich.

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