Die Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern schillert in vielen Schattierungen von grau. Aber nicht selten erlebe ich Gespräche über Politik, in denen völlig klar ist, welche Meinung die einzig wahre ist – und alle anderen Positionen `gehen ja wohl gar nicht´. Ohne mich auf der einen oder anderen Seite des politischen Spektrums positionieren zu wollen, finde ich das irritierend. Helmut Schmidt soll gesagt haben: „Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“ Nur, wie geht das, Streiten?
Nehmen wir mal an, ein paar Kinder sitzen im Sandkasten und streiten sich, wie gespielt wird. Selten funktioniert es von allein, öfter hagelt es böse Blicke, Sandduschen oder gar Schläge. Keine normaldenkende Mutter würde in einem solchen Fall tatenlos danebenstehen, geschweige denn die anderen Kinder von der Sandkastenkante schubsen. Stattdessen helfen Mütter ihren Kindern, KOMPROMISSE auszuhandeln. „So geht das aber nicht“, heißt es dann, „ihr könnt euch sicher einigen.“ Weil nur so das Zusammenspielen funktioniert.
Die erste Regel für `gutes Streiten´ ist sicherlich, einander zuzuhören – und anzuerkennen, dass der andere nicht automatisch komplett bescheuert ist, nur weil er eine andere Meinung hat. Toleranz nennt man das: ein Geltenlassen anderer Überzeugungen. In der Praxis des Diskutierens scheint schon das häufig eine zu hohe Hürde. Viel einfacher ist es, bestimmte Ansichten einfach unter `geht gar nicht´ abzulegen und die eigene Meinung noch ein bisschen lauter rauszuschreien. Nur bringt uns das leider überhaupt nicht weiter in unserem demokratischen Miteinander. Im Gegenteil entsteht eine Geht-gar-nicht-Diskussionskultur, über die sich meiner Meinung nach nur eins sagen lässt: geht gar nicht!