Pferde

Einer unserer Nachbarn ist in der Pferdebranche tätig. Zu einer jährlich stattfindenden Pferdeshow bekamen wir von ihm spontan ein paar Freikarten geschenkt – der Nachbar kennt die Leidenschaft einer meiner Töchter.

Abgesehen davon, dass es in den zwei Stunden wolkenverhangen war und unablässig nieselte, hatten wir einen tollen Nachmittag. Pferde vor Kutschen, Pferde mit Hunden, Pferde allein oder in Gruppen, würdevoll trabend oder mit donnernden Hufen an uns vorbei galoppierend – uns wurde ein abwechslungsreiches und beeindruckendes Programm geboten.

Ich bin nicht so pferdebegeistert wie meine Tochter, aber auch ich habe mich erfreut an dem sichtbar guten Zusammenspiel von Mensch und Tier, an den „edlen Rössern“ und der manchmal gedrosselten, manchmal losgelassenen Kraft dieser Geschöpfe – immer begleitet und gelenkt von Menschen, denen die Pferde wirklich am Herzen liegen. Wie viel Zeit steckt dahinter, wie viel Arbeit, wie viel Geduld und Hingabe!

Ein Gedanke durchzuckte mich: Das ist ein Kulturgut – wie Kunst, wie Malerei oder Musik. Denn es geht nicht um Nutztiere, um Fleisch, Leder oder Fell; es geht dabei um schöne Pferde, geeignet für die Zucht von schönen Pferden mit guten Anlagen – für Dressur oder Springreiten. Wie schön, in einem Land zu leben, dass sich so etwas leisten kann.

Anziehend

Freunde von uns schwärmen von Städten, die sehenswert sind. Speyer zum Beispiel sei wunderschön – der Speyerer Dom, die Innenstadt. Wir waren kürzlich in Heidelberg und haben alte Freunde besucht. Von Heidelberg aus ist es nicht weit nach Speyer, eine halbe Stunde Fahrt vielleicht. Wir machten trotzdem keinen Abstecher – und stießen auf eine gewisse Verwunderung bei unseren kulturinteressierten Freunden.

Mir selbst sind Orte nicht wichtig. Zwar könnte ich wahrscheinlich einem Dom oder einer Kirche auch etwas Ästhetisches abgewinnen: Zum Beispiel mag ich die Altbauten und die breiten Straßen in Potsdam und auch die geschichtsträchtige „Innenstadt“ des vereinigten Berlin. Beide Städte sind alte Heimat für mich, in beiden Städten wohnen Freunde von mir – und das ist der wichtigste Grund für mein Hinfahren. Ich bin nicht interessiert an Orten, ich bin interessiert an Menschen. Wenn in Speyer Freunde wohnen würde – ich würde hinfahren. Der Dom selbst ist mir egal – Kulturbanause.

Landschaften sind eine andere Geschichte. Landschaften finde ich vor allem ohne Menschen schön …