Dem Spott die Macht nehmen …

Wir Celler haben unseren eigenen Rockefeller – nur lebte er im 17. Jahrhundert und fing nicht als Tellerwäscher an, sondern als Bettler: Francesco Maria Capellini, genannt Stechinelli. Obgleich adlig geboren, musste er betteln. Ein Welfen-Herzog traf ihn in Rom und nahm ihn mit nach Celle. 20 Jahre später war der kleine Francesco zum Erbpostmeister und Häusermakler aufgestiegen, verheiratet und Vater vieler Kinder – und so reich, dass sich derselbe Welfen-Herzog von ihm Geld leihen konnte. So weit, so beeindruckend. Francesco war aber nicht nur erfolgreich, sondern auch humorvoll: Stechinelli bedeutet `kleiner Zahnstocher´. Diesen zweifelhaften Titel erhielt er wegen seiner dürren Beine – sie ließen sich in den engen Kniehosen der Barock-Zeit nicht verbergen. Doch Francesco konnte darüber ebenso lachen wie alle anderen: Fortan unterschrieb er mit Stechinelli und ärgerte sich offenbar nicht. Heute tragen einige Häuser und eine Kapelle seinen Namen. Sie erinnern an einen erfolgreichen und umtriebigen Geschäftsmann aus dem 17. Jahrhundert – und nicht an einen Mann mit dürren Beinen.

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