Muss ich oder kann ich?

Mein Leben besteht aus zwei Hälften. Sie sind nicht gleich lang, aber wahrscheinlich gleich wichtig: Die eine Hälfte endete gestern, die zweite Hälfte fängt morgen an. Die eine Hälfte liegt hinter mir und bereichert mein Heute mit Erfahrungen; die zweite Hälfte liegt vor mir und bereichert mein Heute mit Erwartungen. Jetzt könnte ich denken, der größere Teil ist schon vorbei und ich stelle mir den Rest meines Lebens wie einen sich verengenden Trichter vor. Die Möglichkeiten und Gelegenheiten werden weniger, weil mir weniger Zeit bleibt, sie zu tun, und weil ich älter und weniger leistungsfähig werde. Außerdem ziehe ich (scheinbar?) mit jeder getroffenen Entscheidung engere Grenzen, was noch erlebbar ist.

Aus anderer Perspektive betrachtet nehmen die Möglichkeiten und Gelegenheiten zu, weil ich weniger erledigen muss (Berufsausbildung, Familiengründung, sesshaft werden), ich älter (und weiser) werde und vielleicht ja auch vermögender.

Entscheidungen trifft man ja immer für eine und automatisch gegen mindestens 17 andere Sachen. Einerseits: Bestimmte Dinge kannst du nicht mehr machen. Noch ein Studium geht nicht, noch ein Kind geht nicht, noch ein halbes Jahr im Ausland geht nicht. Andererseits: Ich muss gewisse Dinge nicht mehr machen und kann die Zeit für anderes nutzen als für ein Studium, ein weiteres Kind, ein Auslandsjahr.

Solange ich entscheide, gestalte ich. Ich konnte das immer, und es war schon immer begrenzt – früher von anderen Dingen und Umständen als heute. Das stärkste Limit ist in meinem Kopf, das größte Hindernis ist mein nicht vorhandener Mut. Und: Letztlich ist mein Gestaltungsspielraum immer gleich – es ist immer nur der heutige Tag. Der heutige Tag ist der einzige, den ich wirklich besitze. Das war schon immer so und wird immer so bleiben.

Zwangskoppelungen

Laut Wolf Schneider, dem Sprachkritiker und Vorbild-Journalisten Deutschlands, gibt es so etwas wie Zwangskoppelungen: „Die allzu lange währende Ehe eines Substantivs mit dem immer selben Adjektiv“, meint er damit. Konkret fallen darunter solch bekannte Formulierungen wie „massiver Druck“, „herbe Enttäuschung“ und „bitterer Ernst“.

Ich habe gemerkt, dass es in meinem Leben Zwangskoppelungen gibt, die sich allerdings eher aufs Tun als aufs Reden beziehen: Wenn ich ohnehin das Auto nehmen muss, kann ich gleich noch Wasser, Toilettenpapier und andere Dinge besorgen, bei der Schneiderin anhalten, tanken und durch die Waschanlage fahren. (Oder wenigstens eins davon.)
Hat jemand hier angerufen und mich nicht erreicht, muss ich sofort zurückrufen.
Spüre ich eine aufkommende Erkältung, erledige ich doch schnell noch ein paar Dinge, die mir morgen vielleicht schwerer fallen – Fußböden wischen, bügeln, Essen vorkochen.
Ist das Wetter schön, muss ich raus. Lesen kann ich, wenn´s regnet.
Habe ich angefangen ein Buch zu lesen, muss ich es beenden – auch wenn es mir nicht gefällt.

Manche dieser Zwangskoppelungen sind tatsächliche Zwänge, denen ich mich freiwillig unterwerfe. Die Sache mit dem Auto kommt noch aus der Phase meines Lebens, in der ich aus ökologischen Gründen überhaupt nur höchst ungern ein Auto benutzt habe. Telefonanrufe wurden in meinem Elternhaus möglichst zeitnah erwidert. Meine Betriebsamkeit angesichts einer drohenden Erkrankung speist sich wohl aus dem – nicht immer wahren – Gedanken, dass hier alles zum Erliegen kommen könnte, wenn ich ausfalle. Zum einen ist das großer Quatsch, zum anderen – was heißt schon „zum Erliegen“?

Wie dem auch sei: Zwänge brauchen immer ein williges Opfer, sonst verlieren sie ihre Macht. Ich übe mich in der Freiheit – in Sachen Wetter (raus gehen) und Bücher (fertig lesen) bin ich schon ganz erfolgreich…

Am Ende vieler Schritte stehe ICH

Hätte, hätte, Fahrradkette – wer kennt diesen Spruch nicht! Es gilt für Gutes Schwieriges: Eine halbe Stunde früher losfahren – und nicht im Stau landen. Sich bei bestem Wetter aufmachen zu einem Spaziergang und den spontanen, unangekündigten ´once in a lifetime`-Besuch eines alten Freundes verpassen.

Mit 20 fuhr ich zum ersten Mal nach Österreich, auf eine Alp. Ich hatte kurz Aufenthalt in Wien, glaube ich, ein junger Mann sprach mich an – ob ich eine Unterkunft gebrauchen könne. Obwohl dem nicht so war, kamen wir ins Gespräch über meinen gewünschten Aufenthalt in Kanada als eine, die für Kost und Logis auf Höfen arbeitet. Er hatte das auch schon gemacht, allerdings in Australien. Eine Adresse gab er mir: „Die sind echt nett.“ Kurzentschlossen schrieb ich hin – und erhielt keine Antwort. Trotzdem buchte ich einen Flug nach Australien (und nicht nach Kanada), kaufte einen Rucksack, reichte zwei Urlaubssemester ein. Eine Woche vor dem Abflug rief ich bei der Familie an: „Yes, come over, we´re looking forward to meeting you!“ Australische Gelassenheit.

Von dieser Anlaufstelle aus wurde ich weitergereicht – zum Bruder mit der Schaffarm, zur Schwester in der Hauptstadt, zu einem Schmied. Ein halbes Jahr war ich in „down under“ – und könnte ganz viel darüber schreiben…

Die Begegnung am Bahnhof von Wien war kurz, den jungen Mann habe ich nie wiedergesehen. Aber sie hat Weichen gestellt für mein Leben, deren Folgen ich jetzt noch spüre. Irre. Entscheidungen an Wegkreuzungen sind folgenschwer – in jeder Richtung. Ich werde so oder so verändert und geprägt. Das kann uns mutig einfach losgehen oder auch den nächsten Schritt gut abwägen lassen. Ist wohl typabhängig. Aber jedes Losgehen führt uns nicht nur irgendwohin, sondern macht uns letztlich zu dem Menschen, der wir am Ende sind.

Die Reichweite eines Feiertages

3. Oktober, Tag der Deutschen Einheit, ein Feiertag. Ein Tag, der zwar vom Datum her noch immer unlogisch erscheint – weniger gewachsen als künstlich geschaffen -, aber trotzdem ein Tag, der Bedeutung für mich hat. Ich bin dankbar dafür, ich weiß nicht nur im Kopf wofür er steht, mein Herz weiß es auch. Ich habe erlebt, wie es vorher war und wie nach dem Fall der Mauer. Ich war Teil der Montagsdemos, habe 1989 gestaunt, geheult, Bananen gegessen und dieses Westberlin erkundet, das schon immer so nah dran war an Ostberlin und doch unerreichbar weit weg.

Für meine Kinder ist der Tag der Deutschen Einheit letztlich schwer vermittelbar. Für sie ist das ohnehin ein Land, dieses Deutschland; dass das mal anders war, wissen sie zwar, aber es ist ein emotionsloses Wissen. Kein Staunen dabei, kaum Dankbarkeit – höchstens für den freien Tag und dass wir abends „zur Feier des Tages“ etwas Besonderes essen.

Das ist schade, aber es ist kaum zu ändern. Ganz schwer nur können sie einen Bezug dazu herstellen. Genauso wie für mich die beiden Weltkriege zwar sachlich schlimm sind, ich aber letztlich nicht – wie meine Eltern und Großeltern – nachvollziehen kann, was Krieg bedeutet. Gefühle sind schwer vermittelbar. Trotzdem ist das Erinnern wichtig. Vielleicht färbt ja die tiefe Freude ihrer Mutter über das vereinigte Deutschland teilweise auf meine Kinder ab. Nur darf diese dann auch in mir nicht vollständig einer alltäglichen Selbstverständlichkeit weichen … oder der Lüge mancher Leute, die in der DDR das menschenfreundlichere Gesellschaftsmodell sehen … oder der Gleichgültigkeit anderer, für die der Osten Deutschlands weiter weg, unbekannter und unattraktiver ist als die Dominikanische Republik.

Fremdeinschätzung erwünscht – aber bitte freundlich!

Ich habe ein ganz bestimmtes Bild von mir, insgesamt positiv – klar, aber in gewissen Aspekten auch kritisch. In manchen Situationen hätte ich mich gern anders – geduldiger, sanfter, nachgiebiger, fröhlicher, zufriedener…

Andere haben auch ein Bild von mir, insgesamt positiv – hoffentlich, aber in gewissen Aspekten auch kritisch. Ihre Kritikpunkte weichen von meinen eigenen ab. Je näher mir die Menschen stehen, umso mehr entspricht ihr Bild von mir wohl der Wahrheit. Das heißt nicht, dass es meiner eigenen Wahrnehmung entsprechen muss. Selbst- und Fremdwahrnehmung sind nicht deckungsgleich. Das ist normal. Interessant ist, was welche Abweichung in mir auslöst:

Schneide ich bei anderen positiver ab als bei mir selbst, bin ich dankbar für die Rückmeldung und froh. Ich stelle die Wahrhaftigkeit der Beobachtung nicht wirklich in Frage, auch wenn ich mich kaum wiedererkenne. Solange andere mich netter (freundlicher, geduldiger, liebenswürdiger…) finden als ich mich selbst – alles gut.

Hält mein Gegenüber mich für weniger nett (freundlich, geduldig, liebenswürdig…) als ich mich selbst, ärgere ich mich und bin vom tatsächlichen Wahrheitsgehalt der Einschätzung nicht unbedingt überzeugt. „Das kann doch wohl nicht wahr sein“, denke ich, „dass der/die mich so sieht (und mir das auch noch sagt)!“ Ich schneide nicht gut ab und erkenne mich kaum wieder.

Was mache ich mit solch einer kritischen Einschätzung? Emotionen helfen nicht weiter – leider, davon habe ich in diesem Fall immer eine Menge zu bieten (Wut und Frust in diversen Schattierungen). Auch mein Verstand scheint umwölkt; ohne meine subjektive Brille kann ich schlecht sehen. Toll wäre – ganz objektiv sortieren: Was kann ich teilen, was nicht? Welche Kritik ist berechtigt, welche nicht nachvollziehbar? Jemand, der mir nahesteht, will mich in der Regel nicht runtermachen, oder? Also kritisiert er, was er kritisiert, um??? Mich zu korrigieren, mir die Augen zu öffnen, mir zu helfen beim Mensch-Sein. Ich will das – ja! Aber ich dachte vorher, es würde schmeichelhafter für mich ausfallen.

Warum ich nicht über das Essen meckere

Ich esse fast alles. Es gibt – natürlich – Ausnahmen: Innereien zum Beispiel, Nudelsalat mit Kochschinken, eine fleischlastige Diät und auch Meeresfrüchte gehören nicht zu meinen Favoriten. Abgesehen davon habe ich ein weites Herz oder auch einen anspruchslosen Gaumen, wenn es ums Essen geht. Verkochte Nudeln, im Winter hauptsächlich Kohlgerichte, zwei, drei Tage in Folge dasselbe Essen – überhaupt kein Problem. Ich beobachte allerdings eine relativ ausgeprägte Kultur des Meckerns über das Essen. Elternabende sind ein gutes Beispiel; aber auch wenn Leute sich über die Verpflegung in Jugendherbergen oder anderen Gemeinschaftsunterkünften austauschen, bin ich nicht selten verwundert.

Ich glaube, meine in meinen Augen genügsame Einstellung hat verschiedene Gründe, die allesamt in meiner Vergangenheit liegen. Aufgewachsen bin ich mit zentral angelieferter Schulspeisung und in einem Land, in dem saisonales Gemüse oft das einzige war, das es gab. Weiter ging´s vier Jahre lang in einer WG mit acht Leuten in der bayrischen Pampa – alle waren jung, alle hatten Hunger, alle haben rumprobiert. In meinem ersten Job auf einem Bauernhof wurde erwartet, dass ich einmal pro Woche alle beköstige, denn: jeder war mal dran. Dann kam meine eigene, in vieler Hinsicht noch immer wachsende Familie. Immer waren Mahlzeiten etwas Gemeinsames.

Seit vielen Jahren koche ich täglich selbst. Essen macht Arbeit, Essen macht satt, Essen stiftet Gemeinschaft. Meist schmeckt es. Essen darf auch besonders lecker sein, gar keine Frage. Aber: Das ist mir nicht am wichtigsten, das Zusammensein bedeutet mir mehr. Deshalb meckere ich nicht über das Essen, sondern höchstens über die muffeligen Mit-Esser …

Ratgeber, Lehrer, Vorbilder, Mütter …

Von wem nehme ich Rat an? Von jemandem, der in ähnlicher Situation war oder ist, der sich irgendwie auskennt mit dem Schlamassel, in dem ich stecke. Was muss ein guter Lehrer mitbringen? Sachkenntnis.

Ein Trainer meines Sohnes konnte mit allen aus der Mannschaft mithalten – fußballerisch, von der Kondition und Kraft her, vor allem im Hinblick auf seinen Ehrgeiz. Mein Sohn hat ihn bewundert, für ihn hat er sich lang gemacht. Dann kamen eine unglückliche Niederlage, der Ärger des Trainers und ein blöder Abgang. Vorbei. Irreparabel kaputt das Trainer-Spieler-Verhältnis.

Sachkenntnis allein reicht nicht. Pädagogisches Geschick dann also:

Meine Pilates-Trainerin turnt nie vor. Trotzdem habe ich schon viel bei ihr gelernt. Sie sieht Fehler, korrigiert und weiß genau, wie sie jeden von uns herausfordert, ohne ihn zu überfordern. Worauf es ankommt, kann sie super vermitteln.

Sachkenntnis und pädagogisches Geschick – reicht das?

Die Reitlehrerin meiner Tochter ist gut, auch selbst auf dem Pferd. Während der Reitstunden zeigt sie nichts selbst, aber sie sieht alles und weiß, wie´s besser geht. Manchmal ist sie sehr streng und fordert meine Tochter über ihre Wohlfühlzone hinweg. Meine Tochter geht trotzdem gern zu ihr. Nicht nur, weil sie weiterkommt, besser wird, mit den schwierigen Pferden immer besser zurechtkommt. Vor allem merkt sie, dass ihre Reitlehrerin sie mag.

Sachkenntnis, pädagogisches Geschick und Zuneigung – ist eins am wichtigsten? „Die beste Botschaft findet ja viel leichter den Weg zum Herzen, wenn sie von einem geliebten Lehrer verkündet wird“, heißt es.

Bei mir als Mutter kommt zuerst viel Liebe zu meinen Kindern, dann eine Weile nichts. Mein pädagogisches Geschick ist manchmal mehr als mangelhaft, meine Sachkenntnis ein Stochern im Nebel. Ob das reicht, wird sich erst in Zukunft zeigen…

Entschleunigung

Es war einmal ein junges Mädchen, das lebte in den 70er/80er Jahren in Deutschland. Sie ging zur Schule (auch samstags), sie hatte Klavierunterricht (nicht sehr erfolgreich), über die Jahre hat sie geturnt, ist Trampolin gesprungen, später hat sie noch Handball gespielt. Sie hat viele, manchmal lange Briefe geschrieben. Ab und an musste sie im Garten helfen oder auch im Haus, aber insgesamt verlief das Leben wie ein langer ruhiger Fluss. An den Wochenenden war sie zu Hause; Feiern von der Schule, dem Handballverein, dem Klavierunterricht und all das gab es kaum. Youtube-Videos oder Tagesfernsehen? Nicht vorhanden. Und weil kaum jemand ein Telefon hatte, musste man sich aufs Rad schwingen, wenn man sich sprechen wollte.

Stattdessen gab es Zeit zum Lesen, zum Musikhören, zur Langeweile.

Später wurde das junge Mädchen erwachsen und bekam Töchter und Söhne. Diese gingen auch zur Schule (nicht samstags), spielten zum Teil Instrumente (und übten ab und an), machten Sport. Briefe schrieben sie nicht, aber sie lasen noch. Für Verabredungen konnten sie diverse Kommunikationswege nutzen: Skype, Mail, SMS, WhatsApp, zur Not auch das Telefon. Dadurch war für Langeweile wenig Platz, für Nur-Familienzeiten auch nicht.

Das Mädchen, das nun Mutter war, fühlte sich bisweilen abgehängt – das Lebenstempo um sie herum war höher als ihre eigene innere Geschwindigkeit: Zu stetig für kurzlebige Moden, zu abwägend für technischen Fortschritt, zu langsam für die Fülle an Ereignissen, Aktionen, Kontakten.

Sie hat dann gebremst, Nein-Sagen geübt, angebotene Veranstaltungen nicht wahrgenommen, Kommunikationswege nicht benutzt. Das war wohltuend, aber nicht leicht auf die ganze Familie zu übertragen. „Wir dürfen unser Leben doch wohl so füllen, wie wir das wollen“, hieß es dann seitens der Kinder. Stimmte vielleicht auch, aber diese Mutter hat einfach weiter dagegen gehalten. „Weniger ist mehr“, hat sie gesagt.

Und weil sie nicht gestorben ist, entschleunigt sie noch heute.

Die richtige Mischung

Neues kann anstrengend sein – und spannend. Altes kann langweilig sein – und vertraut.

Beides ist gut, beides gehört zum Leben. Immer nur neue Dinge ausprobieren zu wollen, ist wohl das Privileg der Jugend. Geht auf Dauer nicht. Routine bringt Ruhe ins Leben. Immer nur in altbekannten Fahrwassern unterwegs zu sein, nimmt dem Leben ein wenig Esprit, dem Geist Wachstumsmöglichkeiten und den Mitmenschen das Staunen. Neue Herausforderungen tun nicht nur Heranwachsenden gut. In Maßen.

Kürzlich bat mich jemand um Hilfe in einer Sache, in der ich mich nicht zu Hause fühle. Diese Herausforderung hätte ich mir selbst nicht ausgesucht. Zwei Möglichkeiten: Ich lehne ab und mache es mir in meiner Bequemlichkeitsecke gemütlich. Risikoarm. Oder aber ich nehme an, denn es reizt mich doch. Dass mir jemand mehr zutraut als ich mir selbst, schmeckt und tut mir gut. Fehler sind möglich.

Hängt die Entscheidung auch davon ab, wie alt ich innerlich bin? Die Lebensmitte ist ein toller Zeitpunkt, sich SCHON auf Bewährtem ausruhen zu können und NOCH Bock auf Neues zu haben.

Wiederholung ist gut

Ich habe eine CD gehört. Simon and Garfunkel´s Concert in Central Park. Sie steht schon lange bei mir im Regal; ich höre sie nicht mehr oft, früher schon. Viele Lieder kann ich noch mitsingen, meistens weiß ich sogar, welches Lied als nächstes kommt. Mein Gedächtnis kennt die Melodie, bevor der erste Takt des nächsten Liedes beginnt. Funktioniert aber nur, wenn man die LP oder CD schon viele Male gehört hat. In der Wiederholung liegt der Trick.

Das ist ein tolles Bild. Wiederholung bewirkt, dass man sich Dinge besonders gut merkt. Kleine Kinder wissen das auch: Die wiederholen Sätze, Spielzüge, Worte bis zum Abwinken. Stehen auf, fallen hin, stehen wieder auf. Probieren das mit dem Rollern, Radfahren, Balancieren… Ganz von allein. Sie können dieselbe Geschichte immer wieder hören; unsere haben vor allem einen Film immer wieder geschaut: Robin Hood in der Zeichentrickversion. „Es ist Robin Hoood, den ich haben muuuss!“ Wunderbar. Noch heute werden Versatzstücke zitiert, und uns allen kommen die Bilder der jeweiligen Szene vor Augen.

Wie dem auch sei. Wiederholung ist gut. Stimmt auch für Vokabeln, Mathe- und Physik-Formeln, Zusammenhänge in Biologie oder Geschichte oder als Stilmittel in der Literatur, das man dann im Deutschunterricht herrlich analysieren kann. Unsere Kinder sind nicht mehr klein und noch nicht richtig groß: In diesem Zwischenalter stimmt das mit der Wiederholung immer noch – nur nicht mehr ´ganz von allein`.