Auf Augenhöhe oder in Schieflage

Wenn ich in der Grundschule Brötchenhälften belege und in der Pause verkaufe, gehe ich beim Verkaufen in die Hocke. Dann lächeln die Kinder meist. Sie brauchen trotzdem lange, um ihr Geld rauszusuchen und noch länger, um die Preise auszurechnen oder das Wechselgeld zu verstauen. Und sie fühlten sich wohl ebenso ernst genommen, wenn ich aufrecht stehen bliebe. Dennoch: Ich nehme mir das nicht vor, ich mache es einfach. Ich gehe auf Augenhöhe. Bei den Kindern fällt es mir leicht.

In Gesprächen mit Erwachsenen ist die physische Augenhöhe meist von allein gegeben, aber empfinden wir uns auch innerlich, seelisch, geistig auf Augenhöhe? Ich fühle mich schnell mal überlegen, wenn Menschen mir von Problemen berichten, die ich schon längst hinter mir gelassen habe: „Du weißt nicht, ob du im Kindergarten zu dem Elternabend gehen kannst? Andere Sorgen hast du nicht?“ Ebenso schnell fühle ich mich unterlegen, wenn Leute deutlich schlauer wirken oder sind als ich. (Obwohl diejenigen, die es tatsächlich sind, ganz häufig nicht so wirken und es mich in der Regel nicht spüren lassen.)

Am besten sind die Begegnungen, in denen es um Ebenbürtigkeit nicht geht, weil sie von vornherein da ist. Da werden die Unterschiede nicht totgeschwiegen oder ignoriert, sondern überlagert – von Wertschätzung, Annahme, unangestrengter Freundlichkeit und ehrlicher Freude über den anderen. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass unsere verschiedenartig gelagerten Kompetenzen uns ja immer auf Augenhöhe begegnen lassen könnten: Was ich schon weiß und kann, spielt sich nur in anderen Bereichen statt als bei anderen. Jegliches Bewerten – ob bewusst oder unbewusst – ist subjektiv und die Wurzel der empfundenen Schieflage.

Demokratie in der Familie

Unsere Kinder wachsen anders auf als wir. Wir sind in manchen Fragen weniger streng, als unsere eigenen Eltern es waren, in anderen deutlich enger. Wir ecken an mit unseren Orientierungshilfen und Leitlinien – und die Kinder artikulieren ihren Ärger über unser Eingreifen, unsere Ver- und Gebote. Das habe ich in der Form nicht getan. Elterliche Autorität war für mich deutlich weniger hinterfragbar, als sie es für unsere Kinder zu sein scheint. Ist das Demokratie heute versus Hierarchie damals?

Einerseits freut mich das: Unsere Beziehung ist zwar (noch?) nicht freundschaftlich, aber doch sehr offen, nah und ehrlich. Andererseits: Die Ehrlichkeit und Offenheit meiner Kinder strengt mich an und hätte wohl zu meiner Zeit schon als Respektlosigkeit gegolten: „Du unterbrichst doch genauso wie ich, Mama“, muss ich mir da anhören, „du hörst mir und meinen Argumenten doch auch nicht zu. Wieso sollte ich immer nachgeben, wenn du nie nachgibst?“ Ich kann nicht sagen, dass ich diese ehrliche Einschätzung meiner Erziehungsmethoden gern höre. Es wird allerdings ein Kern Wahrheit drin sein, selbst wenn ich die Faktoren „Teenager-Logik“ und „kindliche Unreife“ abziehe…

Familiendemokratie hat ihren Preis. Es ist anstrengend, wenn alle mitreden und mitentscheiden können; und am Ende sagt doch die stärkste Fraktion, wo es langgeht. Noch müssen sich bei uns die Eltern (Unterzahl) den Kindern (Mehrheit) nicht beugen; noch haben wir – meist – das letzte Wort. Aber bis zu diesem gibt es viel Diskussionsbedarf, wird bisweilen erbittert gekämpft um kleinste Zugeständnisse. Wir werden müde geredet, schwindlig argumentiert und müssen uns – vielleicht viel genauer als unsere Eltern – überlegen, warum wir welche Entscheidung nun gerade so treffen, wie wir sie treffen.

Ein Erziehungsstil ist nicht notwendigerweise besser als der andere; und ich bin mir bewusst: Die Grenze zur Nicht-Erziehung ist ein schmaler Grat – der immer schmaler wird, je mehr Demokratie wir in der Familie zulassen.

Unordnung hat ihren Preis, Ordnung auch

Ich weiß zwar, dass Entropie nicht gleich Unordnung ist – Entropie ist viel mehr und viel komplizierter. Sie misst die Umkehrbarkeit von Vorgängen. Daher sind Entropie und Unordnung sich zumindest ähnlich; und der zweite Hauptsatz der Thermodynamik bestätigt sich immer wieder in meinem ganz unwissenschaftlichen Alltagsleben: Obwohl ich grundsätzlich ein ordentlicher Mensch bin, kann man das in unserem Haus nicht unbedingt und immer sehen. Zu viele Menschen mit eigenen Bedürfnissen arbeiten in irritierender Konstanz daran, die bestehende Ordnung in Chaos umzuwandeln. Ich halte andauernd dagegen und vernachlässige dabei immer wieder einige Orte zugunsten anderer. Aus den Kinderzimmer schwappt die Unordnung in den Flur. Ich schaufele alles zurück auf die Betten, denn da stören Gegenstände am meisten. Im Gegensatz zu Schreibtischen, da stören Gegenstände in der Regel überhaupt nicht: Es gibt immer noch den Küchentisch als Alternative, wenn eine glatte, leere Oberfläche gebraucht wird.

Gefährlich wird es also spätestens, wenn Unordnung bis in die Küche vordringt. Zuerst werden die Arbeitsplatten invasiert. Von dort ist es bis zum Esstisch nicht mehr weit. Einer meiner Söhne sagt, ich solle ihm 24/7 das mobile Handgerät überlassen – das würde dann jedenfalls nicht mehr stundenweise in der Küche liegen. Der Preis ist mir zu hoch. Dann lieber Chaos…

„Kurznervig“ gibt´s nur im Duden nicht, im Leben schon

Es gibt böse Menschen, die behaupten, dieses Wort gebe es gar nicht – kurznervig. Deutschlehrer sind das, Kollegen meines Mannes, die kennen das Wort nicht – weil es nicht im Duden steht. Stimmt ja auch, es steht so nicht im Duden. Da gibt es nur solche Worte wie „dünnhäutig“, „zartbesaitet“, „hochempfindlich“ oder „kurzatmig“, aber die treffen es nicht. Kurznervig trifft es am besten: Ich gerate nicht außer Atem, meine Haut bricht nicht auf, und in mir reißt auch keine Saite. Nein, es sind meine Nerven die kurz vor dem Ende ihrer Belastbarkeit stehen, wenn jemand oder etwas darauf herumtrampelt.

Dieser Zustand ist nicht schön – weder für mich noch für meine Mitmenschen. Einzige Abhilfe: Distanz. Ich brauche dann Abstand. Körperlich ist schon gut – rausgehen, spazieren oder in ein anderes Zimmer. Noch besser ist, wenn sich meine Nerven distanzieren können. Wie geht das? Den Nerven eine laute Stimme geben ist nicht immer die beste Methode. Besser für mich ist – Sport. Mich so anstrengen, dass ich nicht mehr denken kann (oder will). Den Körper so beschäftigen, dass der Geist die Wut sausen lässt. Holzhacken würde sicherlich auch gehen. Oder Umgraben. Das dehnt, relativiert, beansprucht, bringt in die richtige Perspektive. Hinterher bin nicht mehr kurznervig, sondern – entspannt, elastisch, ausgeglichen. Langnervig gibt’s nämlich nicht, steht ja auch gar nicht im Duden.

Zuständig versus abkömmlich

Jahrelang hatte ich kleine Kinder um mich – erst eins, dann zwei, dann drei…, dann fünf. Jahrelang waren sie auf mich angewiesen, war ich rund um die Uhr zuständig, verantwortlich, letzte Instanz in allen Fragen oder auch Geschäften. Standardruf von allen und jederzeit: „Mama!“

Tagsüber lesen – unmöglich, tagsüber telefonieren – nur mit halbem Ohr bei den dann besonders viel Quatsch machenden Sprösslingen, tagsüber naschen – nur wenn die Schokoladen- oder Gummibärchen-Ration für alle reicht. Tagsüber irgendwas tun? Gern, wenn Gesellschaft dabei und Unterbrechung darin willkommene Größen sind. Langsam ändert sich das. Die Kinder lernen Vokabeln und fragen sich gegenseitig ab. Der Jüngste macht sich selbständig auf den Weg zu seinem Freund. Reiten, Fußball, Schlagzeug – machen sie alles allein und ohne Erinnerung meinerseits.

Und ich? Hänge noch drin in dem alten Muster. Mich unabhängig zu fühlen und nicht zuständig und – letztlich – sehr abkömmlich: Wenn ich ehrlich bin – das fällt mir schwer. Denn es lässt mich spüren, wie sehr die eine Lebensphase die andere ablöst und wie sehr ich mich neu orientieren muss – aber auch darf.

Noch findet meine 14-jährige Tochter es toll, dass ich mittags hier bin und etwas zu essen da ist und wir gleich oder später oder eben, wann sie will, über die neuesten Ereignisse in der Schule reden können. Aber auch das ändert sich: Einer meiner Söhne ist 15 und verhandelt manche Themen gar nicht mehr mit mir. „Du gehst spazieren? Mit wem denn?“ „Mama!!!!“ Klingt jetzt ganz anders…

Mama und Putzfrau in Personalunion

Papier-Abholung morgen. Schnell noch einen Papierkorb in die Tonne entleert und ab damit auf die Straße, auf der zwei unserer Kinder mit – mir unbekannten – anderen Kindern aus der entfernteren Nachbarschaft spielen: „Und wer sind Sie?“ „Ich? Wer soll ich denn sein, die Putzfrau?“ „Ja, meine Mama hat eine Putzfrau.“ „Ich nicht, ich bin Mama und putze.“

Ich weiß nicht warum, aber dieses kurze Gespräch hat mich irritiert. Ich persönlich würde erstmal davon ausgehen, dass derjenige, der sich auf einem Grundstück um die Mülltonnen kümmert, der Bewohner ist. Für einige Kinder heutzutage (und ehrlich gesagt nicht die Kinder von Schwerreichen, die wohnen hier nämlich nicht um die Ecke) gibt es die Option, dass es sich um Dienstleister handeln könnte. Vielleicht war das früher auch schon so – und ich habe mich nur grundsätzlich in anderen Kreisen bewegt. In wie vielen Haushalten werden – nicht aufgrund von Gebrechlichkeit – Arbeiten ausgelagert, die noch vor 40 Jahren zum normalen Lebensalltag gehörten?

Noch interessanter finde ich, dass ich mich durch die Frage nach meiner Funktion abgewertet fühlte – „nur“ die Putzfrau? Wieso? Ich habe nicht nur die Aufgabe, hier sauber zu machen; ich wohne und lebe hier – und ich mache hier auch sauber, bringe den Müll raus. Ist eine Mutter mehr wert als eine Putzfrau? Vom Verdienst her nicht, aber sonst? Dieser Vergleich ist schwierig und nicht hilfreich. Ist es kein ehrenwerter Beruf, sauber zu machen?

Vielleicht liegt es daran, dass Muttersein für mich soviel mehr ist als ein „Job“ – eine Lebensaufgabe, eine Berufung, ein Geschenk, eine Herausforderung, ein Segen. Für mich beinhaltet er – derzeit – auch das Putzen, aber das ist eben nur ein Aspekt unter vielen. Nicht der beliebteste, nicht der, für den ich am besten geeignet bin, nicht der wichtigste. Die Aussage „Sind Sie hier die Mama?“ hätte mich stolz gemacht – obwohl ich dafür gar nichts kann…

Gleichzeitig oder nacheinander?

Kann ich gleichzeitig lesen und zuhören? Mich selbst überschätzend würde ich sagen: „Na klar!“ Meinem Mann kommen regelmäßig Zweifel – meiner älteren Tochter übrigens auch. Daher stellt sie die kniffligen Fragen gern, wenn ich gerade meine Mails checke, Zeitung lese oder ein Buch. Zwar dauert meine Antwort dann, aber meist lautet sie „Ja“.

Multitasking ist erwiesenermaßen trainierbar, bringt aber nicht viel – die Aufmerksamkeit für die einzelne Aufgabe leidet, sobald eine andere hinzukommt. Logisch, das verstehe ich auch ohne Studie. Es gibt nur bestimmte Dinge, die ich gleichzeitig abarbeiten kann: Ich kann einkaufen und dabei mehrere Kinder im Schlepp haben, auf sie eingehen etc. und sogar Dinge in den Einkaufswagen legen, die NICHT auf meiner Liste stehen. Ich kann dagegen – offenbar – nicht lesen (und den Inhalt verstehen) und dabei mit meinen Kindern so reden, dass meine Antworten Sinn ergeben. Wenn ich darüber nachdenke: Selbst lesen und essen geht bei mir nur nacheinander. Telefonieren und simultan bügeln funktioniert auch nur begrenzt. Spätestens nach zehn Minuten habe ich einen Krampf in der Schulter, die den Hörer am Ohr festklemmt.

Eventuell ist es eine Frage des Alters: Meine Nichte ist Anfang 20 und kann gehen und gleichzeitig verständliche Textnachrichten in ihr Handy tippen. Das werde ich nie lernen. Wie gut, dass ich aus einem Jahrhundert komme, in dem Multitasking noch kein Begriff im normalen Sprachgebrauch war – geschweige denn eine zu erlernende Grund-Kompetenz! (Mein Sohn reagiert auf derartige Erkenntnisse meinerseits immer mit einem seufzenden „Ja,ja, Mama, früher war alles besser.“)

Was geht und was nicht und wer entscheidet das…

Bis vor kurzem dachte ich, Trends seien etwas für Jüngere; aber auch Menschen in meinem Alter argumentieren bisweilen mit: „Das trägt man dieses Jahr so.“ Meine Klamotten fallen für ein derartiges Konsumverhalten nicht schnell genug auseinander – und mein Kleiderschrank ist nicht groß genug.

Noch viel verbreiteter scheint aber ein sehr unterschiedlicher Standard zu sein, was man auf keinen Fall trägt oder besitzt: Für eine meiner Freundinnen sind es Birkenstock-Hausschuhe oder Outdoor-Sandalen (mit oder ohne Socken), für mich sind es SUVs im Stadtverkehr. Was bedeutet das für mein Denken? Erhebe ich mich über die Geländewagen-Fahrerin im asphaltierten Flachland oder lass ich sie fahren, ohne zu beurteilen?

Ich bin immer wieder überrascht, wie unterschiedlich wir ticken. Was für den einen schön ist, stößt den anderen ab. Das ist solange in Ordnung, wie ich den anderen trotzdem einfach machen lasse. Es ist allerdings leichter, sich über Eigenschaften oder Vorlieben aufzuregen – zumindest wenn man die Person dahinter nicht persönlich kennt. Einer Freundin dagegen „verzeihe“ ich mehr – und sie mir. Im Angesicht einer funktionierenden Beziehung fällt schonungslose Abrechnung schwer; wenn ich jemanden mag, bin ich bereit, meine zementierten Ansichten (zu Äußerlichkeiten) zu überdenken. Oder sie werden, was sie im Grunde ohnehin sind – letztlich irrelevant!

Angst – ein sich wandelnder Begleiter

Mit acht Jahren hatte ich Angst im Dunkeln, war nicht gern allein. Meine Eltern haben alles dafür getan, mich nicht allein zu lassen und mir die kindliche Angst vor der Dunkelheit zu nehmen.

Mit 18 war von Angst im Dunkeln bei mir keine Spur mehr vorhanden. Dafür hatte meine Mutter Angst um mich – ganz erhebliche. Die einsamen Abkürzungen durch den Wald, die leeren Straßenzüge mitten in der Nacht habe ich dennoch angstfrei in Kauf genommen, um selbständig mit dem Rad von A nach B zu kommen.

Jung verheiratet mit 28 sorgte sich plötzlich mein Mann, wie und ob ich nachts sicher radelnd nach Hause komme – und in mir machte sich eine gewisse Unsicherheit breit. Lästig, aber durch das Vermeiden von Schleichwegen zu beherrschen.

Im nicht mehr ganz so zarten Alter von 38 Jahren und mit fast fünf Kindern im Schlepptau gab es wenig Zeit für nächtliche Eskapaden – und überhaupt wenig Gelegenheit, allein zu sein.

Heute, zehn weitere Jahre später, bin ich besorgt um meine halbwüchsigen Kinder, wenn diese allein des Nachts unterwegs sind. Geht es darum, ihnen mit dem Rad entgegenzufahren – kein Problem: Um mich mache ich mir keine Gedanken, um mich habe ich keine Angst.

Interessant. Tätern ist das Alter der Opfer doch wahrscheinlich egal. Außerdem sind nachts alle Katzen grau (= einheitsalt). Die Bedrohung ist dieselbe (mindestens), das Gefühl „Angst“ hat sich über die Jahre sehr gewandelt. Eine Liedzeile weht mir durch den Kopf: „In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott über mir Flügel gebreitet!“ Und wieviel Gefahr hat Gott schon abgewendet, bevor ich sie registriert habe.

Jäger und Sammler

Ich bin versucht, die Menschen zu kategorisieren. Alle passen in Schubladen – man muss nur genügend Schubladen haben. Zwei Unterteilungen heißen „Jäger“ und „Sammler“, inklusive diverser Mischformen. Ich bin eindeutig aus der ersten Kategorie: „Mama, hast du das Fußball-Trikot von Toni Kroos gesehen?“ „Das war dir doch viel zu klein, das hat dir ja letztes Jahr schon nicht mehr gepasst.“ Ich trage nicht nur aktiv dazu, dass unser Besitz überschaubar bleibt; ich sorge auch dafür, dass wir Platz haben und Raum zum Atmen.

Mein Mann dagegen bewegt sich zwischen beiden Schubladen, er wirft nicht gleich weg, sondern hebt auf: Schrauben, Muttern, Nägel (gern auch sortiert), Holzbretter, Pflastersteine… Ein echter Sammler ist auch er nicht: Mit Grausen erinnert er sich an die Briefmarkensammlung, die er als Teenager von seinem Vater erbte. Das ausschlaggebende Argument heute ist: „Kann man immer mal gebrauchen.“ Und dann kommen sie garantiert irgendwann, diese Momente, in denen er etwas zum Reparieren braucht und sich genau die richtige Schraube, Mutter, das richtige Stück Brett oder der passende Metallkeil findet: Die Freude ist groß.

Beide Ansätze haben ihre Berechtigung – wie immer, auch wenn sie bisweilen kollidieren. Mittlerweile sehen wir, wie unsere Unterschiedlichkeit bereichernd wirkt.

Aus unserer Ehe hervorgegangen sind sowohl „Jäger“ als auch „Jäger mit Aufhebe-Tendenzen“; nur einer schlägt ein wenig aus der Art und ist (bislang?) eindeutig ein „Sammler“: Alte Schuhe ohne vollständige Sohle? „Will ich behalten – als Deko in meinem Zimmer“. Leere Packungen von PEZ-Bonbons, Buttons mit „Polizeiverein Niedersachsen“ oder ähnlichen Aufdrucken, Fußball-, Pokemon-, Ninjago-Sammelkarten? „Kann ich noch gebrauchen, leg ich auf meinen Schreibtisch.“

Als bereichernd erlebe ich das nicht, eher als frustrierend – besonders wenn ich mich in regelmäßigen Abständen durch sein Zimmer arbeite, um Ordnung herzustellen. Ist er dabei, kann ich nur umschichten. Ist er nicht dabei, fliegt auch mal was raus („Mama, hast du … gesehen?“). Verwächst sich das noch? Lässt sich das kanalisieren – und wenn ja, wohin? Kann, muss, sollte mir das einfach egal sein?

PS: Gilt die unter dem mütterlichen Radar angelegte Zusammenstellung leerer Kaugummi-Packungen meiner Tochter auch als Sammelleidenschaft?