Mehr als ein Buch

Ich habe ein Buch verschenkt, das ich sehr lesenswert fand. Nein, falsch. Mir fällt kaum ein Buch ein, das mich derart bewegt hat. Eine Biographie: schonungslos ehrlich, nicht nach Mitleid heischend, erschütternd, ermutigend war sie und hat mich berührt, herausgefordert, beeindruckt. Derjenige, dem ich es geschenkt habe, fand es „ganz gut“. Seiner Meinung nach gefiel sich der Autobiograph zu sehr selbst.

„Wie bitte?“, denke ich, „ganz gut? Sprechen wir über dasselbe Buch?“ Er hat es anders verstanden als ich – und das enttäuscht mich sehr. Sofort tut mir der Autor leid. Dessen Ehrlichkeit wurde nicht wertgeschätzt, sondern sogar als Eitelkeit interpretiert. Kann es sein, dass ich es war, die etwas missverstanden hat?

Mein Verstand weiß: Es gibt immer Menschen, die etwas mögen, und andere, die dasselbe nicht mögen. Liest man Buchrezensionen, dann merkt man schnell, dass gerade Literatur Geschmacksache ist. Soll doch jeder lesen, was ihn anspricht.

Mein Herz wünscht ich es sich anders: Menschen, die mir etwas bedeuten, sollen bitte meine Begeisterung teilen können. Zumindest für solche Bücher oder wenigstens für dieses Buch – und für den Mut des ehrlichen Menschen, der es geschrieben hat. Dann fühlte auch ich mich von ihnen verstanden…

Entdecke mehr von mehr.klartext-schreiben

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen