Rückmeldung

Ein Freund gibt positive Rückmeldung – er nimmt Anteil, ist interessiert, ermutigt, tröstet und versteht.
Ohne diese Rückmeldung fühle ich mich nicht liebenswert oder wertgeschätzt.

Ein Freund gibt kritische Rückmeldung – er darf und wird korrigieren.
Ohne diese Rückmeldung benehme ich mich schnell daneben.

Ohne Freunde fehlt mir etwas.

Wann ist ein Brief ein Brief?

Ich habe einen Brief geschrieben, an einen alten Freund. Während ich schrieb, hatte ich diesen Freund vor Augen und im Sinn und wählte meine Ausdrucksweise so, dass sie passte – zu unserer gemeinsamen Vergangenheit, zu unseren Erinnerungen, zu unserem heutigen Miteinander.

Der Inhalt war austauschbar, der Stil nicht: Für niemanden sonst als diesen Freund formulierte ich in dieser speziellen Form und wählte die Themen aus. Niemand sonst als dieser Freund wird meinen Brief so verstehen wie er und beim Lesen dieses ganz spezielle Bild von mir vor Augen haben. Vielleicht wird ein Text nicht durchs Schreiben ein Brief, sondern erst durchs Lesen.

Pilates

Bei Pilates dreht sich alles um die Körpermitte. Es geht darum, die Muskeln der Rumpfmuskulatur gezielt anzuspannen und zu entspannen. Letztlich soll dieses Training dabei helfen, die Wirbelsäule beweglicher zu machen und die Körperhaltung zu verbessern. Pilates tut gut, ist aber nicht so einfach. Es ist schon schwierig zu spüren, welche Muskeln genau gemeint sind. Noch schwieriger ist es, diese dann gezielt anzusteuern. On top: Bestimmte Bewegungen während der Übungen unterbrechen (und erschweren) das Anspannen der Muskeln.

Mit den Jahren sind die Muskelgruppen auf diese Unterbrechungen besser vorbereitet, die Übungen werden dafür komplexer: Die Herausforderungen bleiben dieselben.

Auch Gespräche sind wie Pilates, jedenfalls Gespräche mit Kindern. Gespräche mit Kindern tun gut, sind aber nicht so einfach. Erzählstränge können noch so interessant sein – Kinder-Fragen kommen trotzdem und an unerwarteter Stelle, leiten abrupte Themenwechsel ein und fordern mich heraus.

Mit den Jahren bin ich auf diese Unterbrechungen besser vorbereitet, die Fragen werden dafür komplexer: Die Herausforderungen bleiben…

Genau falsch

Der Anruf bei einer Hotline sollte zum Erfolg führen und kann dabei eine Quelle der Freude sein – siehe Blog vom 14. September 2019, „Genau richtig“. Er kann aber auch zum Erfolg führen und zwischendurch eher eine Quelle des Frustes werden: Kürzlich telefonierte ich wegen einer Unklarheit mit der Hotline meiner Bank. Eine freundliche Computerstimme „meldete“ sich und bemühte sich sehr, mein Problem zu „verstehen“ oder sogar im Vorfeld zu „klären“. (All das kann eine vorab aufgenommene Computerstimme aber nicht.) An einer „Wegkreuzung“ („Wollen Sie eine Information erhalten oder eine Veränderung vornehmen?“) schlug ich versehentlich den in meinem Fall falschen Weg ein und bat nur um eine Information. Zwar bekam ich die Info – und zwar in aller Ausführlichkeit, aber bereits nach 20 Sekunden merkte ich, dass diese mir nicht weiterhelfen würde.

Eine Computerstimme stoppen? Funktioniert nicht. Die Antwort in Ruhe abwarten – ging leider auch nicht. Im Verlauf der Ausführungen stieg mein Puls und ich dachte: „Nein, nein, nein, will ich alles gar nicht wissen, hilft mir nicht, sei doch mal still, jetzt komm doch mal ein MENSCH an die Strippe!!!!“ Meine Chance kam nach etwa zwei Minuten (gefühlt fünf). Die Computerstimme fragte: „Hat diese Antwort Ihnen geholfen?“ Mein „Nein!“ war schnell, klar und sicherlich lauter als notwendig.

Eine Pause von 30 Sekunden dokumentierte wohl die „Verwirrung“ der Maschine, was denn noch fehlen könnte – und endlich erklang das mir so vertraute Tuten eines am anderen Ende klingelnden Telefons. In der folgenden fünfminütigen Warteschleife (untermalt von Entspannungsmusik) hatte mein Puls Gelegenheit, sich zu beruhigen. Ein Mensch nahm den Hörer ab. Ein echter Mensch aus Fleisch und Blut, ein Mensch mit allen Informationen, die ich brauchte. Vor allem aber ein Mensch mit Ohren, der geduldig meine Fragen beantwortete und zu guter Letzt alle Unklarheiten beseitigte. Ihm zuzuhören machte mich schlau und ruhig. Das war, dieser Mensch war – genau richtig. Die Maschine davor „redete“ sachlich, klar, akustisch gut verständlich und „wusste“ wahrscheinlich auch alles. Ihr zuzuhören machte mich trotzdem nicht schlauer, sondern einzig und allein wütend. Das war – genau falsch.

Strange

Malcolm Gladwell`s new book „Talking to strangers“ is out and available on paperback. I already have started reading. Interesting as always, inspiring also, it provokes a lot of thoughts within me. I don`t ponder all of them at lengths, I also read this book just for entertainment; but one question pops up again and again: who is a stranger? Or better: who is no stranger to me? I`m afraid I don`t even know myself and my innermost motivations completely, let alone someone I meet from time to time or even only once.

Are we, in the end, all strangers to each other? On top of that: Communication doesn`t automatically and always result in understanding. What I hear and what I understand may be two different things – not to speak of what the other one meant with her or his words. There is much more possibility to misunderstand or misinterpret, what was said, than to get it all right. (And we didn`t even start to think about body language and gestures or cultural differences…)

It`s a wonder we manage to get along at all!

Maybe the situation with strangers is comparable to the encounter with an iceberg: We see only the tip of the other one. If we don`t get too close this doesn`t matter – we may stick with our superficial first impression. As soon as we draw nearer, have to confront someone, or must deal with each other in any way: there will always be a good chance to collide…

Ton oder Misston?

Der Ton macht die Musik – was heißt das? Normalerweise reden wir mit diesem Satz weniger über tatsächliche Musikstücke als darüber, wie etwas gesagt wird. Wir können die Stimme modulieren und bestimmte Worte wählen. Auch der Zeitpunkt ist überhaupt gar nicht unwichtig dafür, was meine – vermeintlich – einfache Sachbotschaft beim Empfänger auslöst. Letztens sagte ein Mann in einer Veranstaltung den einfachen Satz: „Wenn das … nochmal passiert, eskaliere ich!“ Ohne Vorwarnung, einfach mitten rein in eine ansonsten ganz ruhige Atmosphäre. Er redete nicht drumherum, danach war alles klar. Ich bin für ehrliche und offene Worte; aber in diesem Fall würde ich sagen: Durch die Wortwahl und die Schärfe der Aussage hat er sich selbst einen Bärendienst erwiesen. Wer so scharf ranfliegt, wer dem Gegenüber keine Möglichkeit zur Erklärung gibt, wer dermaßen starke Worte wählt – der erzeugt einen Misston, der dem anderen noch lange im Ohr klingen wird.

Am besten – nicht jetzt

„Darauf kann ich meinen Mann nicht ansprechen, wenn er von einem stressigen Arbeitstag nach Hause kommt. Da muss ich warten, bis sich ein günstiger Zeitpunkt bietet“, sagt eine Freundin, deren Computer den sachverständigen Blick ihres in Technikfragen bewanderten Mannes gebrauchen könnte.

Bei uns ist es genauso: Es gibt geeignete und ungeeignete Momente für Anfragen von mir an meinen Mann. Ich weiß das, ich bin nur noch immer nicht erwachsen und geduldig genug, auf die geeigneten zu warten, wenn mich irgendwo der Schuh drückt…

Unablässig

Unablässig, ununterbrochen, unentwegt, fortwährend, pausenlos, beständig, unausgesetzt, ohne Unterlass…

Diese Worte beschreiben das Redebedürfnis eines meiner Kinder sehr treffend. Jeder Gedanke wird artikuliert, jeder Anblick kommentiert, jede aufkommende Frage formuliert.

Es gibt Tage, an denen ich damit gut umgehen kann und mich sogar freue über das Mitteilungsbedürfnis, die Wissbegier und die Unmenge an Information, die in diesem jungen Hirn schon Platz hat. Es gibt andere Tage, an denen ich weniger auf Empfang stehe, als nötig wäre, um erfreut auf den ununterbrochenen Redestrom meines Kindes zu reagieren. Heute ist ein Tag, an dem ich unablässig üben kann, geduldig und freundlich zu bleiben.

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold

Mein Sohn hat einen Rüffel bekommen (nicht von mir!), weil er sich nicht an eine Abmachung gehalten hat. Für ihn war seine Grenzüberschreitung eine kleine Sache; die empfangene Schelte kam ihm überzogen vor. Die ganze Sache ist kein Drama, aber mein Sohn ist wütend und artikuliert das auch – mir gegenüber.

Ich bin ratlos, wie ich reagieren soll, empfinde seine Wut als dem Vorfall unangemessen. Eine Weile höre ich mir an, wie er sich über die „ungerechte Strafe“ aufregt. Offenbar sucht er bei mir auch nach Bestätigung seiner Sicht: „Wie blöd ist das denn?“ Ich weiß nicht und werfe einen Satz ein, den ich von meiner Oma gelernt habe: „Liebe Seele hab` Geduld, es haben alle beide Schuld.“

Ganz falsch. „Immer schlägst du dich auf die Seite der anderen, nie stehst du einfach nur zu mir“, ist die prompte Reaktion meines Sohnes, und das Gespräch ist vorbei.

Was wäre besser gewesen? Nach einer Weile dämmert`s mir: Gar nichts zu sagen. Ich hätte es wissen können: „Hör mir zu und sag nichts“ ist genau das, was ich mir oft als Reaktion wünsche. Für „Hör mir zu und sag was“ brauche ich meist ein paar Tage in der Schmoll-Ecke.

Was noch bleibt…

Dankbarkeit macht großzügig,
Großzügigkeit macht dankbar,
Ehrlichkeit – ohne Liebe – verletzt,
Ehrlichkeit – mit Liebe – klärt Beziehungen,
Hilfsbereitschaft freut,
Gastfreundschaft entspannt,
Vertrauen macht mutig,
Misstrauen zersetzt,
Neid vergiftet,
Gelassenheit entspannt,
Spontaneität ist einladend (manchmal auch anstrengend),
Zufriedenheit lässt staunen,
Kompetenz beruhigt,
Arroganz nervt,
Hochmut verärgert,
Disziplin macht erfolgreich (und manchmal hart),
Fragen erweitern den Horizont.