„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und
werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich
kommen.“
Matthäus 18, 3
Wenn
ihr nicht werdet wie die Kinder… Ein Kind lebt optimalerweise aus
der tiefen Gewissheit eines doppelten Bodens; es darf üben und
Fehler machen und hat ein bewundernswert bedingungsloses Vertrauen,
dass die Eltern es in allem freundlich begleiten. Diese Einstellung
Gott gegenüber ist genau das, was Jesus hier meint – glaube ich.
Ich
beobachte bei meinen Kindern den allmählichen Übergang vom Kind zum
Erwachsensein. Das ist mit Begleiterscheinungen verbunden, die mir
als Mutter Mühe machen: Widerrede, nicht enden wollende Diskussionen
über immer wieder die gleichen Themen, ein sinkendes
Mitteilungsbedürfnis von Seiten der jungen Menschen – und trotzdem
weniger Ruhe im Haus. Meine freundliche Begleitung ist bisweilen
explizit nicht erwünscht. Aus all dem resultiert ein gewisser
Trennungsschmerz.
Andererseits bin ich super stolz auf meinen Nachwuchs. Immer öfter verhalten sie sich so, wie man es von Erwachsenen erwartet: Die Kinder pflegen ihre eigenen Kontakte und Hobbys, sind offen, hilfsbereit, einfühlsam. Sie wägen ab und entscheiden, übernehmen Verantwortung für ihre Aufgaben in Schule und anderswo, bilden sich eine Meinung und vertreten diese – und all das zunehmend souverän und unabhängig. Das macht es mir leicht, sie ziehen zu lassen.
Heute
Morgen ging mir auf, wie schwierig es ist, als Erwachsener zu handeln
und doch zu sein wie ein Kind. Ich übe das noch und vertraue meinem
himmlischen Vater, dass er meine Bemühungen freundlich begleitet.