Auf Augenhöhe

Um meinen Kindern gerade in die Augen schauen zu können, musste ich mich einige Jahre zu ihnen hinab beugen. Mittlerweile muss ich ich mich bei den meisten von ihnen strecken – oder sie beugen sich zu mir hinab. Auf jeden Fall muss einer von uns sich bewegen.

Ein Freund von mir ist Professor, ich kenne ihn schon sehr lange. Er ist nicht nur auf seinem Fachgebiet sehr schlau – das sollte ein Professor ohnehin sein. Er ist zudem neugierig, interessiert und intellektuell beweglich, geistig wach.

Ich halte mich selbst nicht für dumm, spiele vom Verstand her allerdings in einer anderen Liga: Neugierig und interessiert bin ich auch; die intellektuelle Beweglichkeit und geistige Aufnahmekapazität meines Hirns sind bei mir jedoch klarer und enger begrenzt als bei diesem Mann. Für unsere Freundschaft hatte dieser Unterschied nie eine Bedeutung – wir waren und sind als Menschen trotzdem auf Augenhöhe. Ich muss mich dafür weder strecken noch beugen. Dass das möglich ist, liegt mehr an ihm als an mir.

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