Allein

Heute las ich in einem Artikel über Singles in der gegenwärtigen Krise die Sätze einer Frau Mitte zwanzig: „Ich kann ihn nicht mehr hören, den ewigen Rat: Ihr seid die digitale Generation, trefft euch online. Jahrelang sind wir davor gewarnt worden, dass zu viel Virtualität das Sozialleben aushöhlt. Jetzt soll sie das Allheilmittel sein. Dabei brauchen auch wir die Wärme von Menschen, die neben uns sitzen, uns umarmen, mit uns tanzen.“

Ich sehe das genau wie sie: Die digitale Verbindung von Menschen kann immer nur Ergänzung sein und ist vielleicht manchmal sehr praktisch, ein Ersatz für echtes Miteinander ist sie nicht. Nur analog funktionieren Nähe, Wärme, Vertrauen und wortloses Verstehen – aber genau das gehört zum Menschsein dazu. Allein Lebende müssen darauf schon seit Wochen weitgehend verzichten und kommen damit unterschiedlich gut zurecht. Ob „Trefft euch online“ ein guter Rat ist oder Merkels Bemerkung tröstet, dass es bis März doch überschaubar „kurz“ ist – ich bezweifle es. Singles können noch so gut digital vernetzt sein: Sie sind zur Zeit trotzdem viel mehr allein, als Menschen gut tut.

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