Es ist Sonntag, ich gehe nicht mit in den Gottesdienst, um allein zu sein und still zu werden. Im Garten ist es wunderbar grün und warm, passend für einen Morgen allein. Allerdings: Eine Nachbarin sitzt telefonierend auf ihrem Rasen – ich höre jedes Wort, ohne mir Mühe zu geben. Im Hintergrund läuft ihr Radio in genau der richtigen Lautstärke: Zwar verstehe ich nichts, nur eine Art Gemurmel und die Bässe, dennoch stört es mich. Aus einem anderen Garten dringt (Sonntagmorgen, kurz vor elf) das Geräusch einer Motorsäge an mein Ohr. All diese Klänge kann ich nicht ausblenden: Die Stille hier ist mir zu laut.
Ich brauche Abstand, denke ich, setze mich auf mein Rad und fahre in die „Walachei“. Am Ende eines Feldweges finde ich eine nicht gemähte Wiese, auf der ich meine Iso-Matte ausbreiten und mich ausstrecken kann. Jede Menge Vögel zwitschern, der Wind fährt geräuschvoll durch die Blätter einiger Bäume. Auf einem nahe gelegenen Acker kümmern sich ein paar Bauern um ihr Grünfutter: Das gleichmäßige Geräusch der Trecker und Ballenwickler dringt schwach an meine Ohren, stört mich aber nicht. All das kann ich ausblenden – und „höre“ meine eigenen Gedanken: Wirklich still ist es auch hier nicht.
Ich brauche inneren Abstand, denke ich, und merke, wie schwer das ist. Zwei Stunden allein auf einer grünen Wiese sind ein guter Anfang – und ein Luxus, den nicht viele haben.