Es ist nicht gut oder schlecht, viel oder wenig zu reden – beides hat seine Berechtigung, Menschen sind unterschiedlich. Mir fällt es nicht schwer, ein Gespräch anzufangen und am Laufen zu halten. Es reicht ein Telefonanruf einer Freundin oder ein Treffen mit jemandem, den ich länger nicht gesehen habe. Schon sprudele ich los: über mein Leben, gelesene Bücher, interessante Ansichten schlauer Leute. Ich spekuliere oder verbinde Erfahrungen anderer mit meinen eigenen. Während ich rede, sortiere ich meine Gedanken.
Das war schon immer so, aber erst seit einigen Jahren nehme ich mich als gesprächig war. Wahrscheinlich rede ich sogar weniger als früher, aber heutzutage weiß ich, dass mein Redebedarf eher hoch ist. Deshalb frage ich mich heute manchmal nach einem Gespräch, ob ich zu viel geredet habe. Woran liegt das?
Mein Bezugssystem hat sich verändert: Ich bin mit einem Mann verheiratet, der sparsam mit Worten umgeht. Verglichen mit ihm bin und fühle ich mich sehr gesprächig, manchmal sogar zu gesprächig – selbst wenn er gar nicht dabei ist.