Vor ein paar Wochen unterhielt ich mich mit einer Freundin – es war besonders persönlich und offen. Kurz danach schrieb ich ihr einen Brief, der ohne Antwort bliebt. So etwas kommt oft vor, ich kenne das. Trotzdem wundert es mich immer wieder – und verunsichert mich. Denn: Der Wunsch nach einer Antwort ist so fest in mir verankert wie das Bedürfnis, selbst auf eine persönliche Anfrage zu reagieren. So `ticke´ ich.
Ich sollte mich damit abfinden: Ein Mensch, der antwortet, ist die Ausnahme; ein schnell antwortender Mensch ist eine Sternstunde. Dabei können wir ungleich mehr Kommunikationswege nutzen als jemals zuvor.
Der Brief stirbt aus und ich kann nichts dagegen tun. Seit es digital geht, schreibt kaum noch jemand mit der Hand. Stattdessen nutzen wir: Telefon, Kurz- oder Sprachnachricht, Mail oder das gute alte persönliche Gespräch. Damit könnte ich leben; womit ich schlecht zurechtkomme, ist – Schweigen auf allen Kanälen.
Ein paar Wochen später frage ich nach. Meine Freundin entschuldigt sich wortreich per Kurznachricht. Untergegangen sei mein Brief in den Ereignissen der vergangenen Zeit, obwohl er danach „schreit, dass wir weiter denken und uns stundenlang austauschen“. Es wird nicht dazu kommen, ich ahne es. Zu viel passiert in unseren Leben. Vielleicht auch zu viel, was wichtiger ist als der Austausch darüber, was unsere Seele beschäftigt und warum. Die Fülle des Alltags verhindert, innezuhalten und zu reflektieren. Ich finde es schade, aber das ist ein anderes Thema.