Ich besitze kaum Schminke, und das, was ich habe, benutze ich selten. Dass ich „ungeschminkt“ aus dem Haus gehe, ist trotzdem keine Selbstverständlichkeit. „Ungeschminkt“ heißt für mich authentisch – und das kann für den einen mit mehr, für den anderen mit weniger Make-up verbunden sein. Verstecken kann ich mich nicht nur hinter einer Maske aus Kajal und Concealer, sondern mindestens ebenso gut hinter einem aufgesetzten Lächeln, hinter der Antwort „Gut!“ auf die Frage, wie es mir geht, oder dem Satz „Ist ja interessant“, wenn ich „Oje, wie langweilig!“ meine. Ich mag Menschen, bei denen ich weiß, woran ich bin und möchte selbst so einer sein.
Ich meine nicht die Ehrlichkeit, die einem fast schon peinlich ist, diese öffentliche Zurschaustellung jeglicher Intimitäten – wem auch immer gegenüber. Diese hat mit Authentizität wenig gemein. Authentisch zu sein bedeutet für mich, ehrlich die eigenen Stärken UND Schwächen zu benennen und meiner selbst sicher zu sein, weil ich vertraue, dass ich geliebt und angenommen bin – auch wenn ich noch eine Menge lernen kann (oder sollte). Dazu gehören unter anderem der Mut, sich zu entschuldigen; die Größe, andere Meinungen stehen zu lassen; die Bereitschaft, Grenzen (eigene und fremde) anzuerkennen, und ein demütiger und großzügiger Einsatz der mir geschenkten Gaben. In all diesen Bereichen gibt es bei mir noch Luft nach oben!