Eitel

Es gibt wenige Menschen, die man tatsächlich als nicht eitel bezeichnen kann. Ich jedenfalls kenne nur wenige, und vielleicht gibt es ein Gefälle von der Stadt hinaus aufs Land. Wir in der Kleinstadt haben mehrere Varianten zu bieten – von „ungeschminkt nicht vor die Tür“ bis hin zu „nicht am eigenen Äußeren interessiert“ ist alles vorhanden. Mann, Frau, Eltern, viel in der Öffentlichkeit unterwegs, berufstätig (als Bauer oder Bank-Angestellter)… – Eitelkeit hat sehr viel mit den Umständen zu tun, in denen wir leben. Zudem spielt sicher auch das Alter eine nicht unwesentliche Rolle, oder aber die Auswüchse an Eitelkeit manifestieren sich nur in jeder Altersgruppe anders.

Ich bin froh, dass ich (als Kleinstädterin) selbstvergessen zur Not in Garten-Klamotten zum Supermarkt huschen kann, um schnell noch ein paar Kleinigkeiten zu besorgen. Und dass der Satz „Ungeschminkt gehe ich nicht vor die Tür“ für mich noch nie galt und jenseits der Lebensmitte erst recht nicht zutrifft. Man mag es sehen, wie man will – und über mich den Kopf schütteln, wer will; aber das ist für mich Lebensqualität: Ich kann mich zeigen, wie ich bin – nicht heruntergekommen, aber auch nicht wie aus dem Ei gepellt. (Was nicht heißt, dass ich nicht auch meine ganz eigene Eitelkeit habe…)

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