Woran liegt´s?

Heute wollte ich Rasen mähen. Wir haben einen Benzinmäher, den man von Hand starten muss. Normalerweise gelingt mir das ohne weiteres; ich weiß auch, wozu es einen Choke gibt. Heute ging es nicht. Choke an, Choke aus, nichts tat sich. Meine Versuche wurden verzweifelter, mein Arm erlahmte, mein Herz schlug wie nach einem Sprint, vor allem aber steigerte sich meine Wut.

Ich dachte:
Es kann nicht sein, dass ich zu schwach bin, einen Benzinrasenmäher zu starten. (Der Tank war voll, DAS hatte ich gecheckt.)
Das wäre ja wohl gelacht, dass ich den Mäher nicht anbekomme.
Ich schaff` das, ich schaff`das – wieso schaffe ich das nicht?

Ich fühlte:
Erstaunen, Wut, Ärger, Frust, Verzweiflung.

Ich war:
Ratlos. Ich wusste nur – es liegt an mir.

Als mein Ältester später nach Hause kam, machte er mir den Mäher an und winkte mich zu sich. Mit einem Lächeln: „Mama, das ist mir letztens auch passiert, sonst hätte ich es auch nicht gewusst – der Benzinhahn war zu.“ Ganz hilfsbereit, lieb und freundlich.

Ich hab´ dann den Rasen gemäht.

Im Nachhinein frage ich mich zwei Dinge.
Erstens: Wieso bin ich nicht selbst draufgekommen? Vor Jahrzehnten machte ich ein einjähriges Praktikum auf einer LPG im Brandenburger Land, da gab es auch Benzinhähne oder Dieselschalter – ich hätte es wissen können!
Zweitens: Was hätte ein Mann gemacht? Ich behaupte, ein Mann hätte viel früher seine erfolglosen Startversuche eingestellt und nach dem Fehler (in dem Fall dem Hahn) gesucht. Ein Mann hätte gewusst – es liegt nicht an mir.

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