Für Jesus? Sicher nicht!

Ein Artikel in unserer Tageszeitung berichtet über den schrecklichen Tod von über 100 Menschen, die sich in Kenia zu Tode fasteten. Sie waren Mitglieder einer Sekte um Paul Mackenzie – was in dem Text dann auch ausführlich behandelt wird. Die Überschrift `Für Jesus in den Hungertod´ ist allerdings mehr als irreführend: Zwar hatte Mackenzie seine Nachfolger mit der Aussicht gelockt, durch ihr vorzeitiges Ableben schneller mit Jesus vereint zu werden. Aber letztlich folgten sie damit den Lügen ebendieses Mackenzies und nicht Jesus – was auch dadurch deutlich wird, dass der Sektenführer selbst nicht unter den Toten ist.

Es ist furchtbar, wenn Menschen sich (von wem auch immer) dazu manipulieren lassen, für eine Idee oder Person in den Tod zu gehen. Und es ist mir darum auch nicht egal, welcher Beweggrund dafür genannt wird und wahrscheinlich in den Köpfen der Leser hängenbleibt. Für Jesus muss niemand den Hungertod sterben – ganz im Gegenteil: Jesus ist für uns gestorben, damit wir leben können!

Von der Freude

„Die Freude an Gott ist eure Stärke.“
Nehemia 8, 10

Was genau ist das – die Freude an Gott? Gott zeigt sich uns unter anderem in dem, was er uns schenkt. Darin nehmen wir ihn besonders deutlich wahr: Freunde, positive Lebensumstände, Gelingen, Kraft, Zufriedenheit und so weiter. Leicht hängt unsere Stimmung oft von diesen Gaben ab – dabei sind sie sehr vergänglich. Gott selbst hingegen ist unveränderlich und treu, die einzig wirklich feste Größe in unserem Leben. Er liebt uns auch, wenn nicht alles so läuft, wie wir es uns wünschen würden. Die Freude darüber könnte daher ebenso stabil und unerschütterlich sein: eine starke Konstanz inmitten unseres wechselhaften und unvollkommenen Lebens. Wir müssen nur lernen, den Schöpfer nicht mit den Gaben zu verwechseln.

Geschenkte Jahre 

Eine befreundete Nachbarin hat Geburtstag. Ich gehe vorbei, um ihr zu gratulieren und eine Karte für sie vorbei zu bringen. Ihr Kaffeebesuch ist gerade eingetroffen. Also nehme ich sie nur kurz in den Arm und sage ihr, wie sehr es mich freut, dass es ihr so sichtbar gut geht. „Ja, das ist wirklich ein Geschenk“, sagt sie beschwingt, „ich könnte auch schon längst im Rollstuhl sitzen oder gar unter der Erde liegen!“ Ihre 87 Jahre sieht man ihr nicht an – und spürt man ihr nicht ab. Ich wäre sehr dankbar, wenn ich in vierunddreißig (!!!) Jahren ebenso lässig am Türrahmen lehnen könnte wie sie!

Nicht dazu kommen … 

Eine Bekannte ist seit einem Jahr in Rente. Theoretisch hat sie mehr Zeit für die Dinge, zu denen sie bisher nicht gekommen ist: regelmäßig Sport, Fotos sortieren und zu Fotobüchern verarbeiten. Praktisch kommt sie immer noch nicht zu genau diesen Tätigkeiten. Sie sagt, es gäbe immer etwas anderes zu tun.

Zwar rede ich wie die Blinde von der Farbe – ich bin nicht berufstätig, sondern zu Hause beschäftigt. Entsprechend habe ich wahrscheinlich mehr Zeit, über die ich selbstbestimmt verfügen kann. Dennoch schätze ich, dass es mir ähnlich geht wie berufstätigen Menschen: Was uns wichtig ist, bauen wir irgendwie ein in unseren Alltag – wie umfangreich oder geringfügig auch immer. Ich halte die Idee für illusorisch, mit der Rente würden wir automatisch die frei verfügbare Zeit anders nutzen als bisher. Natürlich kann man sich das vornehmen – und muss dann aber auch entschlossen daran arbeiten, beispielsweise ein neues Hobby zu etablieren. Sonst kommt man (Rente hin oder her) weiter nicht zu dem, was vorher auch schon liegen geblieben ist.

Symbole – nicht für mich!

Eine Freundin fragt mich, ob ich mit Symbolen etwas anfangen kann: Man zerschneidet beispielsweise ein echtes Band, um (symbolisch) ungesunde Bindungen zu Menschen zu kappen, oder legt Verhaltensmuster (symbolisch) in eine echte Schale, um diese in der Tat abzustreifen … Ich glaube, dass solche Handlungen für Menschen eine gewisse Kraft entfalten – und vielleicht sogar nötig sind. Mich selbst spricht diese Vorgehensweise nicht an.

Ich muss mir klar werden über ein Verhalten und dessen Ursachen herausfinden. Das ist schwierig, weil oft unbewusst, und dauert seine Zeit: Es ist eine komplexe Sache, zu wissen, warum ich so reagiere, wie ich reagiere. Bin ich mir selbst auf die Schliche – und hinter meine unbewussten Beweggründe – gekommen, kann ich mich entscheiden, mein Verhalten zu ändern. Meist hinke ich meinem Verstand emotional hinterher – und reagiere trotzdem zunächst weiter so, wie ich es immer getan habe: aus dem Bauch heraus. Es dauert eine Weile, manchmal Jahre, bis ich manchen Automatismus in Verstand und Gefühl abstellen kann. Auch eine noch so symbolträchtige Handlung kann diesen Prozess nicht beschleunigen.

Nicht wirklich schlecht … 

Mein Sohn bringt eine schlechte und eine gute Nachricht aus der Schule mit nach Hause; wie immer will ich die schlechte zuerst hören: Vor zwei Wochen habe er eine Arbeit geschrieben, davon aber nichts erzählt. Er klingt nicht besonders kleinlaut – warum auch! Wie die gute Nachricht lautet, will ich wissen. Er grinst. Heute habe er sie zurückbekommen; es sei eine drei geworden. Ich freue mich mit ihm und kann mich schon in diesem Moment nicht mehr erinnern, welches die schlechte Nachricht war … 

Tag der Arbeit

1. Mai, Feiertag: Tag der Arbeit. Was liegt näher, als das wunderbare Wetter für das Trocknen der Bettwäsche zu nutzen – und die aufkommenden Frühlingsgefühle dafür, das Bücherregal auszuwischen? Kurzerhand wandern außerdem nacheinander die Gardinen in die Waschmaschine; nur zum Einölen des Parkettfußbodens kann ich mich nicht durchringen.

2. Mai, kein Feiertag, aber auch ein Tag mit Arbeit. Es ist noch Bettwäsche übrig und anderer Kleinkram (unter anderem der Fußboden). Ich mache also weiter und denke im Nachhinein: Man sollte die Feste ruhig feiern, wie sie fallen – die Arbeit wartet.