Vor einiger Zeit las ich in der Zeitung einen Bericht über einen Seeadler, der von einem Windrad erschlagen wurde. Offenbar ist dies kein Einzelfall: Erwähnt wurde, dass bisher schätzungsweise 12.000 Greifvögel durch Windräder zu Tode gekommen sind – in dieser Saison allein 13 Seeadler in Schleswig-Holstein. Schon bisher war ich nicht begeistert von Windkraftanlagen, vor allem wegen der bekannten Mängel wie Schattenwurf, Geräuschentwicklung und Optik. Mit einem toten Seeadler vor Augen betrachte ich das Gesamtpaket „saubere Energiegewinnung“ noch ein wenig skeptischer.
Verstehen
Alles, was mit Internet und digitalen Informationen zu tun hat, ist für mich eine fremde Welt. Ich kann in digitalen Kategorien nicht denken, jegliche Erklärungsversuche sind vergebene Liebesmüh. Ich benutze nur und verstehe nichts davon.
Freunde von mir ticken anders: Sie benutzen das Internet und einige (oder alle) digitalen Medien und verstehen etwas davon. Ich begreife nicht, wie diese Menschen das machen, aber ich bewundere sie. Sie kennen sich in einer Welt gut aus, für die mir jegliches Verständnis fehlt.
Soweit so gut. Wenn ich im Bereiche „digital“ Hilfe brauche, suche ich mir einen von denen, die sich auskennen. Für denjenigen ist mein Problem kein Problem, das ist wunderbar – oder könnte wunderbar sein: Jemand konnte helfen, mir wurde geholfen und beide sind glücklich.
Problematisch wird es, wenn mein Helfer mir die Lösung erklären will, ich sie aber nicht verstehe. Mein Unvermögen wird leider leicht als vermeintliches Desinteresse oder sogar als Bequemlichkeit missverstanden.
Diejenigen, die sich auskennen, und ich – wir verstehen einander nicht.
Was unser Garten und Aktien gemein haben
Durch Aktienkäufe lässt sich Geld anlegen. Es ist sogar eine recht attraktive Möglichkeit – allerdings nur, wenn man Geld übrig hat und es nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder braucht. Aktien müssen lange liegen und sich entwickeln können. Erst dann werfen sie einen Gewinn ab. Mehr weiß ich darüber nicht.
Wir haben einen großen Garten. Vor 20 Jahren bestand dieser aus einer lang gestreckten Rasenfläche mit ein paar Obstbäumen – einfallslos und ungepflegt. In den vergangenen beiden Jahrzehnten pflanzten wir viele Pflanzen, setzten andere um oder gruben sie wieder aus. Wir jäteten häufig Unkraut, beschnitten, wässerten und düngten nach Bedarf. Ansonsten ließen wir den Garten liegen und sich entwickeln. Manche Jahre sah er schöner aus, manche weniger. Heute ist er ein gemütlicher Ort zum Spielen und Entspannen – und für uns viel mehr wert als vor 20 Jahren.
Ein Garten ist kein Muss und kostet Geld, Zeit und Interesse – am Anfang viel, über die Jahre weniger. Erst nach einigen Jahren wirft er einen Gewinn ab: als Rückzugsort, optisch oder in Form von Früchten etc. Wenn ich es richtig verstehe, ist das mit Aktien genauso.
Ganz leicht
Erdbeeren sind gerade reif, lecker und günstig. Einige Kilo will ich zu Marmelade verarbeiten. Kurz vorher spreche ich mit einer Frau aus der Nachbarschaft und sage: „Ich bin nicht die große Marmeladen-Kocherin, aber Erdbeermarmelade, die geht ganz leicht.“
Grundsätzlich stimmt das. Man sollte nur nicht nebenbei den Salat für das Mittagessen schnippeln, die Zwiebeln für die Käsespätzle anbraten und das Homeschooling des Sohnes im Auge behalten wollen. Dann wird aus „ganz leicht“ schnell eine große Sauerei.
Gerettet!
Sonntagnachmittag auf dem Wohnzimmersofa, draußen nieselte es. Zum Ausgleich für meine angespannte Stimmung ging ich trotzdem joggen und erlebte wieder: Eine Laufrunde entspannt den Körper und erfrischt die Seele – das Wetter ist fast egal. Durch die „verwässerte“ Sicht bemerkte ich den durchnässten Greifvogel am Wegesrand erst im letzten Moment. Ich blieb stehen – und sprach ihn an: Als würde ein wilder Vogel sich durch eine menschliche Stimme beruhigen lassen. Der Bussard (?) sah mich unverwandt an und flog nicht weg. Offenbar war der rechte Fuß verletzt, die Flügel schienen in Ordnung.
Ohne Handy musste ich zu Fuß Hilfe holen: Die Bewohner des nächstgelegenen Hauses waren zunächst ebenso ratlos wie ich, ein Ehepaar mit Hund rief telefonisch Hilfe. Eine Frau kam und nahm den Vogel mit. Was bin ich froh, dass ich mich trotz des Nieselregens von meinem Wohnzimmersofa erhoben hatte: Diesmal war meine Laufrunde nicht nur die Rettung für meine Stimmung …
Vorlesen – zuhören – selber lesen
Ich liebe Bücher und lese sehr gern. Solange unsere Kinder es wollten, habe ich ihnen vorgelesen – immer hoffend, dass auch sie das Lesen für sich entdecken.
Es gab Bücher, die mich weniger, und andere, die mich mehr begeisterten: Meinen Kindern zuliebe las ich fast alles – inklusive Comics.
Am besten gefielen und gefallen mir die Bücher, bei denen ich als mit- oder vorlesende Mutter ebenso auf meine Kosten komme wie das mitlesende und zuhörende Kind. Von dieser Sorte gibt es nicht so viele; wenn mein Jüngster und ich so eins entdecken, bringt es uns beide zum Lächeln.
Als besonderes Geschenk empfinde ich es, wenn unsere Kinder gern lesen.
Ebenso muss es Lehrern gehen:
Unterricht, in dem Schüler etwas lernen, ist gut.
Unterrichtsstunden, die Schülern und Lehrer gleichermaßen Spaß machen, bringen ein Lächeln hervor.
Schüler, die sich für das Unterrichtsfach ihres Lehrers begeistern, sind für diesen ein besonderes Geschenk.
Seine Gnade
„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
2. Korinther 12, 9
Für mich stand in dem Vers immer die Gnade im Vordergrund: Wenn mein eigenes Versagen übermächtig scheint, fühle ich mich klein, unbedeutend und unfähig. Ich bin entmutigt und ohne Schwung, traurig und resigniert. Das Einzige, was in solchen Momenten trösten und ermutigen kann, ist Vergebung – Gnade. Sie vertreibt Scham und Selbstverdammnis.
Vor ein paar Tagen wurde mir klar, dass die Betonung auf Gottes Gnade liegt. Natürlich lege ich Wert auf Anerkennung, Wertschätzung und meinen guten Ruf bei den Menschen. Das ist nicht per se schlecht; es darf nur nicht in den Vordergrund rücken. Denn: Entscheidend ist Gottes Vergebung. Das Einzige, das mich wirklich rettet, ist seine Gnade. Und die greift auch dann, wenn kein Mensch mehr auf meiner Seite steht.
Gott will ich gefallen, nicht den Menschen – auch wenn mir die Menschen oft näher sind, ihre Akzeptanz offensichtlicher, ihre Wut spürbarer. Es kann sein, dass meine Handlungen sowohl bei Gott als auch bei Menschen auf Wohlwollen stoßen. Wenn dem nicht so ist, will ich mich für Gottes Gnade entscheiden.
Schule
Eine meiner Töchter sollte letztens ein englisches Gedicht schreiben zum Thema Corona. Mein Sohn muss eine Ersatzleistung über drei DIN A4-Seiten abgeben – Thema: Corona und ich (frei interpretierbar). Und um das momentan nicht stattfindende Fach Sport-Theorie mit Leben (und einer Hausaufgabe) zu füllen, dürfen die Schüler ein Bewerbungsvideo drehen. Gern kann das unkonventionell und kreativ sein: Der Lehrer gab vor: „Traut euch, nur ich schaue das an!“
Ich bin begeistert. Wenn Schule so ist, wäre ich gern (nochmal) Schüler. Aus meiner Schulzeit kenne ich derartige Aufgabenformate nicht: Wir mussten in Mathe rechnen, in den Sprachen Vokabeln lernen oder Texte schreiben, in den Naturwissenschaften die Fakten lernen und anwenden. Es hat mir nicht geschadet, natürlich nicht. Vielleicht kann ich nur deshalb heute meiner Tochter bei ihrem Gedicht helfen, den Text meines Sohnes korrigieren und ein bisschen aufpolieren und ihm Ideen für ein „mittelmäßig verrücktes“ Bewerbungsvideo liefern?
Ich habe den Eindruck, mir machen die Hausaufgaben meiner Kinder mehr Spaß als ihnen…
Lieblings-Irgendwas
Wenn mich jemand fragt, welches mein Lieblingsessen ist, drücke ich mich um eine Antwort: Ich esse viele Dinge sehr gern.
Auch ein Lieblingstier kann ich nicht benennen; es fiele mir leichter, an zwei Händen abzuzählen, welche Tiere ich NICHT so gern mag.
Lieblingsautor? Fehlanzeige. Ich lese Bücher einiger Schriftsteller, die unterschiedlich schreiben und mir doch gleich gut gefallen.
Lieblingsmusiker? Das ist sehr von meiner eigenen Stimmung abhängig und offenbar von meinem Alter. Aber selbst eine Bestandsaufnahme „genau jetzt“ ergibt kein eindeutiges Ergebnis.
Meine Lieblingsfarben sind: Türkis, Rosé, Tauben- oder Hellblau, Violett – nicht grell, Schwarz und Weiß. Ach ja, Grau ist auch wunderbar.
Eine Lieblingsblume ist die Freesie, aber Tulpen sind auch gut – besonders wenn sie noch nicht ganz aufgeblüht sind. Pfingstrosen sind faszinierend üppig – jedenfalls dafür, dass sie nur so kurz zum Blühen kommen in unserem Garten …
Mir gefällt ganz viel – oder ich lege mich eben nicht gern fest. Nur in einer Frage ist die Antwort klar. Ich habe ein Lieblingsinstrument. Man kann es zwar nicht überall hin mitnehmen, aber das ist der einzige kleine Mangel. Alles andere ist super: Es hat einen tollen Klang, mit dem es einen Raum allein füllt; es „kann“ Rhythmus und Melodie, eignet sich zur Liedbegleitung wie kein anderes und bietet auch ohne Gesang einen Hörgenuss.
Mein Lieblingsinstrument ist das Klavier, keine Frage.
„Gern!“ oder: Das Leben ist ein Wunschkonzert?
In mancher Beziehung würde ich gern mit Menschen tauschen: Am Klavier wäre ich gern so versiert wie meine Tochter. Ich spräche gern so gut Französisch wie eine Freundin. Ich würde gern gut tanzen können.
Aber ich habe trotz eines Klaviers in unserem Wohnzimmer zu wenig Zeit und Muße zum Üben. Obwohl es Volkshochschul- und Onlinekurse gibt, nehme ich weder Französisch noch Spanisch in Angriff. Außerdem merke ich beim Abfragen der Vokabeln, wie schnell ich diese mittlerweile wieder vergesse. Und natürlich gehe ich lieber regelmäßig laufen als in einen Tanzkurs.
Ohne Fleiß kein Preis, ohne Einsatz kein Erfolg, ohne Üben kein Können. Das Leben ist kein Wunschkonzert.