Letztens las ich von einem Bauern, der in diesem sehr trockenen Sommer sein Getreide den Kartoffeln geopfert hat. Beides konnte er nicht bewässern; er hat sich für die Kartoffeln entschieden. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass er nicht wollte (zu hoher Wasserverbrauch) oder nicht konnte (eine logistische Frage der zur Verfügung stehenden Sprenger und Generatoren in einem landwirtschaftlichen Betrieb). Auf jeden Fall fand ich es interessant, dass eben nicht alles möglich gemacht werden kann in der Landwirtschaft – und wenn wir hundertmal im 21. Jahrhundert leben.
Auf
meiner Spazier- und Laufrunde komme ich regelmäßig an den Feldern
eines anderen Bauern vorbei. Auch er bewässert seine Flächen, wenn
nötig: im Frühsommer das Getreide, später die Kartoffeln. Gehe
oder laufe ich weiter, passiere ich irgendwann das Grundstück einer
asiatisch aussehenden Familie, die eine asiatische Variante von
Vorgarten kultiviert: Zwei oder drei kurze Reihen Mais, Grünkohl,
diverse andere Gemüsesorten, alles auf kleinstem Raum und von jedem
ein bisschen – jeder Quadratmeter ist genutzt. Es sieht ertragreich
und üppig aus, denn auch hier läuft oft ein Sprenger. Bei uns in
der Gegend hat fast jeder einen eigenen Brunnen.
Und
dann gibt es da noch den Menschen in der Nachbarschaft, der in seinem
Garten das Putten üben will und deshalb den halben Garten in die
Grünfläche um das Loch eines Golfplatzes umgestaltet hat. Auch er
bewässert – so ein Golf-Rasen muss grün, dicht, frisch und was
weiß ich noch sein.
Unlängst
ging durch die Presse die Diskussion, dass in besonders trockenen
Sommern den Landwirten das Bewässern ihrer Flächen limitiert werden
sollte. Der Grund ist der Grundwasserspiegel, der nicht zu sehr
absinken soll. Ich denke an den Bauern mit seiner Prioritätenliste –
Kartoffeln vor Getreide – und habe meine ganz eigene im Kopf. Für
mich käme der Landwirt immer zuerst…