Laut Wolf Schneider, dem Sprachkritiker und Vorbild-Journalisten Deutschlands, gibt es so etwas wie Zwangskoppelungen: „Die allzu lange währende Ehe eines Substantivs mit dem immer selben Adjektiv“, meint er damit. Konkret fallen darunter solch bekannte Formulierungen wie „massiver Druck“, „herbe Enttäuschung“ und „bitterer Ernst“.
Ich habe gemerkt, dass es in meinem Leben Zwangskoppelungen gibt, die sich allerdings eher aufs Tun als aufs Reden beziehen: Wenn ich ohnehin das Auto nehmen muss, kann ich gleich noch Wasser, Toilettenpapier und andere Dinge besorgen, bei der Schneiderin anhalten, tanken und durch die Waschanlage fahren. (Oder wenigstens eins davon.)
Hat jemand hier angerufen und mich nicht erreicht, muss ich sofort zurückrufen.
Spüre ich eine aufkommende Erkältung, erledige ich doch schnell noch ein paar Dinge, die mir morgen vielleicht schwerer fallen – Fußböden wischen, bügeln, Essen vorkochen.
Ist das Wetter schön, muss ich raus. Lesen kann ich, wenn´s regnet.
Habe ich angefangen ein Buch zu lesen, muss ich es beenden – auch wenn es mir nicht gefällt.
Manche dieser Zwangskoppelungen sind tatsächliche Zwänge, denen ich mich freiwillig unterwerfe. Die Sache mit dem Auto kommt noch aus der Phase meines Lebens, in der ich aus ökologischen Gründen überhaupt nur höchst ungern ein Auto benutzt habe. Telefonanrufe wurden in meinem Elternhaus möglichst zeitnah erwidert. Meine Betriebsamkeit angesichts einer drohenden Erkrankung speist sich wohl aus dem – nicht immer wahren – Gedanken, dass hier alles zum Erliegen kommen könnte, wenn ich ausfalle. Zum einen ist das großer Quatsch, zum anderen – was heißt schon „zum Erliegen“?
Wie dem auch sei: Zwänge brauchen immer ein williges Opfer, sonst verlieren sie ihre Macht. Ich übe mich in der Freiheit – in Sachen Wetter (raus gehen) und Bücher (fertig lesen) bin ich schon ganz erfolgreich…