Ein Bekannter von uns hat in seiner Küche ein Schild, auf dem steht: „Zuhause ist da, wo ich meinen Bauch nicht einziehen muss.“ Schön, habe ich gedacht, das ist schön. Nicht dass es bei uns in der Familie viele Bäuche gäbe, die eingezogen werden müssten, aber die Idee dahinter finde ich gut. Für uns wären andere Sätze treffender:
Zuhause ist da,
wo ich meine Muskeln spielen lassen kann
wo ich mit ungewaschenen Haaren frühstücken kann
wo jeder weinen darf, wenn ihm danach zumute ist, und so laut lachen, wie er will
wo Morgenmuffel sich nicht zusammenreißen müssen
wo ich mich freuen darf wie ein Kind, auch wenn ich schon lange keins mehr bin
wo ich nicht verurteilt werde, wenn ich ehrlich bin
wo ich unsicher sein kann, ohne belächelt zu werden
Letztlich heißt das „Zuhause ist da, wo ich sein darf“, und das ist großartig.
Aber etwas fehlt mir:
Zuhause ist da,
wo Menschen mich daran hindern, mich selbst aufzugeben
wo wir geprägt werden, ohne es zu merken
wo „intern“ bleibt, was „intern“ ist
wo wir mehr ermutigen als korrigieren und uns trotzdem manchmal kaum ertragen können
wo wir verstehen lernen, dass Stärken und Schwächen immer zusammen gehören
wo wir konkurrieren und alle Heimvorteil haben
wo wir Verlieren lernen können – wenn wir wollen
wo es wahrscheinlich genauso viele Grenzen wie Freiräume gibt – für Leib, Geist und Seele
Zuhause ist da, wo ich mich entwickeln darf.