Die Zwergkaninchen meiner Tochter sehen unschuldig und süß aus. Sie sind einfach nett anzuschauen, weich und kuschelig. Zwar weiß ich nicht, was ein Zwergkaninchen glücklich macht, aber: Wir sorgen gut für sie, sie können sich bei uns wohlfühlen. Ihre Grund-Wohnstatt besteht aus einem gemütlichen und mit Einstreu versehenen Häuschen in einem großen, überdachten Auslauf. Wenn möglich, setzen wir sie zum Fressen auf die Wiese. Dazu wählen wir täglich wechselnde Stellen in unserem Garten, damit sie frisches Grün knabbern können und nicht auf schon abgefressenen Parzellen ihr Dasein fristen müssen. Wir achten darauf, dass sie Schatten haben; wenn es regnet, bringen wir sie wieder in ihren – überdachten – Auslauf.
Und was haben wir davon? Ihr Fell ist weich – wenn wir sie in die Finger bekommen, denn sie sind auch schnell und scheinen uns zu fürchten. Sie brauchen keine besondere Diät, sie fressen nur Gras, Löwenzahn, Heu und solches Zeug – aber sie beißen und kratzen gern auch uns. Sie brauchen zur Beschäftigung nur sich selbst und Flächen zum Graben – und haben wahrscheinlich schon unseren halben Garten unterhöhlt.
Wahrscheinlich halten wir sie so artgerecht, dass sie sich mit uns – wie im wahren Leben auch – nicht so gern abgeben, sondern uns immer skeptisch beäugen werden. Gewünscht hätten wir uns Kuschelkaninchen, die sich gern streicheln lassen und uns gegenüber total tiefenentspannt sein würden. Das wäre für uns schöner, für sie vielleicht immer ein wenig gegen ihre Natur. Wenn ich mich also das nächste Mal über ihre widerspenstige Art ärgern möchte, werde ich mir sagen: „Aus Sicht der Kaninchen ist es schon gut so, wie es ist.“