Ich bin ein Sommermensch, denn ich friere schnell. Der letzte Sommer war toll. Warm und lang – aus meiner Sicht großartig. Ich habe ihn in vollen Zügen genossen und mir nichts anders gewünscht. Seit Anfang September habe ich gerechnet mit schmuddeligem Herbst, aber es blieb warm, sonnig und schön. Ein Traum.
Jetzt ist es kühler, im Grunde schon zu kalt für mich. Die Tage sind kürzer, die Dunkelheit bricht schnell herein, wenn sie kommt. Das Licht in dem Moment der Dämmerung ist besonders. Weich und warm und golden. Die Blätter sind es auch und leuchten. Ich möchte die Farben des Herbstes nicht missen, wenn mir auch die Temperaturen nicht mehr so behagen.
Im Winter ist es richtig kalt. Ich friere andauernd, und es wird manchmal tagelang nicht richtig hell. Zumindest unsere Gegend ist bekannt für durchgehende Wolkentage und ein Regen-Schnee-Gemisch. Gemütlichkeit „indoor“ hat mehr Reiz als im Sommer, schlafen auch. Die Vögel schweigen, die Natur legt sich zur Ruhe. Ich mich auch: Ich plane weniger Termine, halte mir mehr Zeit frei als sonst. Als würden die kalten Temperaturen meine Motivation und Energie bremsen, bin ich eher im Pausenmodus. Für eine gewisse Zeit tut mir das gut.
Irgendwann freue ich mich dann wieder auf das Frühjahr und warte und warte, irgendwann ungeduldig: Denn unsere Gegend ist auch dafür bekannt, dass der Winter sich hinzieht – gern mal bis Mitte April. Aber wenn es dann losgeht mit den wärmeren Tagen, überwältigt mich alles: Die Farben, die Geschwindigkeit des Wachstums, die Kraft der Sonne, die längeren Tage. Auch der morgendliche Gesang der Vögel. Immer vor dem Wecker, immer durchdringend.
Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich den Sommer wählen – ganz sicher. Ebenso sicher würde ich alle anderen Jahreszeiten ehrlich vermissen und wäre wahrscheinlich irgendwann Sommer-müde. Also durchlebe ich meist ganz vergnügt tagelang kalt-feuchtes Matschwetter bei bewölktem Himmel. Eine Weile kann ich dem sogar etwas abgewinnen. Nach der Weile wird aus „vergnügt“ auch mal „genervt“. Aber immer weiß ich: Den Sommer werde ich besonders genießen. Solange er anhält. Und nicht eine Sekunde stöhnen über die Hitze!