Wink-Reflex

Wenn ich Freundinnen treffe, grüße ich sie. Sind sie mit dem Auto unterwegs, erkenne ich sie, bevor ich sie selbst sehe – an einer Mischung aus Autotyp, Farbe und Kennzeichen. Passt alles zusammen, winke ich reflexartig. (Dabei könnte ich häufig weder Autotyp noch Kennzeichen konkret nennen, mein Unterbewusstsein weiß aber trotzdem Bescheid.) Daher kommt es vor, dass ich auch dann winke, wenn die Männer meiner Freundinnen das jeweilige Auto bewegen – ein Umstand, der immer seltener auftritt, weil die wenigsten Familien heutzutage nur ein Auto besitzen. Außerdem sind mir die Männer selten böse, sondern winken fröhlich zurück.

In letzter Zeit geschieht es häufiger, dass ich einem Sohn oder einer Tochter winke – die cooler sind als ihre Väter und bisweilen nicht fröhlich zurückwinken. „Manometer, die Kinder werden erwachsen“, denke ich dann – und erschrecke ein wenig, denn: Gerade haben wir „den Kleinen“ doch noch Anschwung auf der Schaukel gegeben. Gerade? Demnächst werden meine Freundinnen sich in Acht nehmen müssen. Wir haben auch bald einen Sohn in der Altersklasse und mit Führerschein. (Ganz plötzlich und unerwartet.) Wir werden dann auch alle möglichen Wege mit dem Wagen zurücklegen – mit unserem Sohn am Steuer. Eine neue Ära beginnt. Ich bin schon gespannt auf die Wink-Reflexe meiner Freundinnen.

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