Ich kann nicht nähen, überhaupt nicht. Zum einen habe ich es nie gelernt und besitze keine Nähmaschine. Zum anderen sind mir auch das Sockenstopfen und Knopf-Annähen ein Gräuel. Es kommt nichts Schönes dabei heraus, wenn ich Nadel und Faden in die Hand nehme.
Dafür kenne ich Frau P., eine begabte Schneiderin: Reparatur- oder Korrekturarbeiten in Sachen Stoff sind bei ihr bestens aufgehoben. Frau P. war schon häufig der letzte Rettungsanker für Löcher in Hosen, sich öffnende Nähte, zu lange oder zu weite Sachen oder für Jackenärmel, die durch Kaninchenzähne geschädigt sind. Ich bezahle, Frau P. repariert – und alle sind zufrieden.
Ab und zu reißt jedoch etwas entzwei, was den normalen Beanspruchungen des Alltags einfach nicht mehr gewachsen ist. Mir geschieht das häufig mit Oberteilen, die ich gern, viel und lange getragen habe. Irgendwann kommt der Tag, da geben diese Sachen nach: Es braucht keine große Strapaze, und schon ertönt das mir bekannte Geräusch zerreißenden Stoffes. Meist ignoriere ich es und schaue nicht gleich hin, denn ich weiß instinktiv: Was sich meinen Augen bietet, ist ein Zustand, den man mit „nicht mehr zu retten“ treffender nicht beschreiben könnte. Es ist bedauerlich, aber dann ist es selbst für die Rettungsbemühungen einer begabten Schneiderin zu spät!