Warum?

Mein Jüngster fragt, welches meine Lieblingsfächer in der Schule waren. Klare Antwort: Sport, Deutsch, Englisch und mit etwas Abstand Mathe – in der Reihenfolge. Warum habe ich dann nach dem Abitur LANDWIRTSCHAFT studiert? Das kann man sich fragen, das frage ich mich auch oft. Die stark gelenkte Studien- und Berufswahl in der DDR ist sicherlich Teil einer komplexen Antwort. Mein Notendurchschnitt hätte auch andere Studiengänge eröffnet. Aber ich selbst war zu unsicher und zu wenig darauf ausgerichtet, mich meinen Gaben und Neigungen gemäß zu orientieren. Komisch: Es ging schließlich um meine Zukunft; in der DDR spielte der einmal erlernte Job eine wichtige Rolle.

Heute bin ich zufrieden, ohne einen Beruf auszuüben. Es spielt keine Rolle, was auf meinem Diplom steht; ich frage mich nur rhetorisch, warum ich damals nicht etwas anderes wählte.

Alle unsere Kinder lieben Sport, Deutsch, Englisch – und einige von ihnen auch Mathe. Wenn eines von ihnen LANDWIRTSCHAFT studieren möchte, werde ich fragen, warum. Sie werden wahrscheinlich viele Jahre ihres Lebens einem Beruf nachgehen – schön, wenn sie diesen lieben. Es ist nicht planbar, dass ihre Studienwahl so wenig eine Rolle spielen wird wie bei ihrer Mutter.

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