Vom (Un-)Sichersein

Ich denke wochenlang darüber nach, meinen Job zu kündigen, bin unsicher und hole mir Rat. Eine Freundin betet für mich und sagt, ich könne so oder so `nichts falsch´ machen: Gott brauche meine Entscheidung nicht, um mit mir zu seinem Ziel zu kommen. Eine Bekannte dagegen rät ab: „Wieso wartest du nicht noch ein bisschen? … Ich bin ja so ein Sicherheitstyp, ich würde kein Risiko eingehen, bevor ich nicht sicher etwas anderes hätte.“ 

Mir wäre `sicher´ auch lieber, aber ich schwimme ohnehin, nämlich in einem Meer kontroverser Gedanken: „`Jeder Job hat Kröten´ versus `Mir reichen die Pralinen nicht´ beziehungsweise `Aufgeben ist keine Option´ versus `Ich will mich nicht verbiegen´. Die Unruhe in mir nimmt immer mehr zu und lässt sich nicht sachlich schönreden. Also verfolge ich den Gedanken weiter, noch in der Probezeit zu kündigen – und sei es auch noch so unvernünftig.

In den nächsten Wochen bestätigt sich immer wieder, dass ein Aufhören zumindest folgerichtig und sehr verständlich wäre. (Natürlich hört und spürt man immer das, was man hören und spüren möchte!) Dann aber öffnet sich völlig überraschend eine andere Option – noch unklar, aber meinen Gaben entsprechend. Einige Tage später kündige ich und bin direkt im Anschluss vor allem erleichtert. Ich weiß, dass ich mich um das Neue intensiv kümmern muss, aber zunächst genieße ich den Moment. Ich könne `nichts falsch´ machen, hatte meine Freundin gesagt. Trotzdem ist es schön, dass sich gerade `alles richtig´ anfühlt. Dafür bin ich sehr dankbar und außerdem gespannt, wie es Schwimmzug für Schwimmzug weitergehen wird.

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