Verschleiß

Wir sind vermessen, wenn wir meinen, körperlich immer gleich belastbar zu bleiben. Alles nutzt sich ab. Es gibt nichts, woran der Zahn der Zeit nicht nagt: Tote Materie wie Papier, Metall, Keramik und Plastik verrottet irgendwann. Erst recht gilt das für lebende Dinge wie Zellen, Knochen, Gewebe und die Körper, die aus ihnen gemacht sind. Ähnlich geht es dem Geist: Flexibilität und dauerhafte Lernbereitschaft sind gute Voraussetzungen, gedanklich jung zu bleiben. Aber auch das hat Grenzen. Alles unterliegt der Vergänglichkeit. Trotz aller Reparatur oder Korrektur – altersgemäßer Verschleiß ist unvermeidbar.

Wenn Abnutzungserscheinungen (an Körper und Geist) offensichtlich werden, kann es attraktiver sein, zum eigenen Alter zu stehen, als sich selbst und der Welt immerwährende Jugendlichkeit vorzugaukeln. Das nennt man Würde. Ihr kann der Verschleiß nichts anhaben. Warum, weiß ich auch nicht.

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