Ich weiß zwar, dass Entropie nicht gleich Unordnung ist – Entropie ist viel mehr und viel komplizierter. Sie misst die Umkehrbarkeit von Vorgängen. Daher sind Entropie und Unordnung sich zumindest ähnlich; und der zweite Hauptsatz der Thermodynamik bestätigt sich immer wieder in meinem ganz unwissenschaftlichen Alltagsleben: Obwohl ich grundsätzlich ein ordentlicher Mensch bin, kann man das in unserem Haus nicht unbedingt und immer sehen. Zu viele Menschen mit eigenen Bedürfnissen arbeiten in irritierender Konstanz daran, die bestehende Ordnung in Chaos umzuwandeln. Ich halte andauernd dagegen und vernachlässige dabei immer wieder einige Orte zugunsten anderer. Aus den Kinderzimmer schwappt die Unordnung in den Flur. Ich schaufele alles zurück auf die Betten, denn da stören Gegenstände am meisten. Im Gegensatz zu Schreibtischen, da stören Gegenstände in der Regel überhaupt nicht: Es gibt immer noch den Küchentisch als Alternative, wenn eine glatte, leere Oberfläche gebraucht wird.
Gefährlich wird es also spätestens, wenn Unordnung bis in die Küche vordringt. Zuerst werden die Arbeitsplatten invasiert. Von dort ist es bis zum Esstisch nicht mehr weit. Einer meiner Söhne sagt, ich solle ihm 24/7 das mobile Handgerät überlassen – das würde dann jedenfalls nicht mehr stundenweise in der Küche liegen. Der Preis ist mir zu hoch. Dann lieber Chaos…