Unbegründete Sympathien

Auf einem frisch umgepflügten Acker sitzen einige Krähen, andere jagen einem kleinen Raubvogel hinterher. Ich kenne mich nicht gut aus, aber es könnte ein Falke sein. Die Krähen sind in der Überzahl, außerdem viel größer und attackieren den ungebetenen Gast unermüdlich: Egal, ob er sich hoch in die Luft `schraubt´, fallen lässt oder abrupt die Richtung wechselt – die Krähen verfolgen ihn konsequent. Nach ein paar Minuten taucht ein zweiter Falke auf, aber die beiden bleiben chancenlos und in der Defensive. Dabei konkurrieren sie meiner Meinung nach nicht mit Krähen: Falken sind weniger an Körnern als an Mäusen interessiert. Dennoch dulden die Krähen die beiden Raubvögel nicht in `ihrem Revier´. Irgendwann ziehen die Falken ab.

Das Ganze dauert nur einige Minuten, aber es kommt mir länger vor. Währenddessen können die einen nicht in Ruhe fressen und die anderen nicht in Ruhe jagen – und doch tun mir nur die Falken leid.

Krähen tauchen in großen Schwärmen auf, kreischen laut und flattern immerzu und überall hektisch durch die Gegend. Sie kommen mir gewöhnlich vor, obwohl ich mal gelesen habe, dass sie sehr klug sein sollen. Falken oder andere Greifvögel dagegen sehe und höre ich viel seltener. Wenn ich sie entdecke, schaue ich ihnen gern zu: Sie `spielen´ mit dem Wind oder spähen nach Beute – und wirken dabei leicht und erhaben.

Falken mögen die gefährlicheren Jäger sein; vielleicht haben die Krähen sehr verständliche Gründe für ihr aggressives Verhalten. Ich habe keine Ahnung, aber ein Gefühl: Ich mag die Raubvögel und ärgere mich, wie unbarmherzig die Krähen sie verscheuchen.

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