Überlebenstraining?

„Ein Überlebenstraining für alle ab 50“ lautet der Untertitel eines Buches, das ich gerade lese. Ich finde es amüsant – aber leider nicht mehr. Ein Teil der Ratschläge zielt darauf ab, sich mit dem eigenen Alter zu arrangieren; weiterhin wimmelt es von Hinweisen, wie sich die äußere Erscheinung „verjüngen“ lässt: Botox spritzen, Haare färben, permanentes Make-up auftragen, Beinenthaarung für 50-jährige ungelenke Frauen, Fingernägel-Styling …

All diese Maßnahmen sind nicht verwerflich; nur finde ich sie für mich absolut nicht hilfreich. „Wie überlebe ich die 50, ohne dass ich so aussehe?“, ist nicht die Frage, auf die ich eine Antwort suche. „Wie werde ich 50 und fühle mich auch so?“, steht viel drängender im Raum. Dass ich nicht mehr jung bin und mich optisch dementsprechend verändere, weiß ich und finde es nicht problematisch. Mein Lebensgefühl dagegen scheint nicht Schritt zu halten mit den verfliegenden Jahren: Als 50-Jährige sollte ich Anzeichen von Altersweisheit zeigen, denke ich. Stattdessen fühle ich mich in mancher Hinsicht unsicherer und weniger kompetent, als mein Alter vermuten lässt. Woran das liegt? Ich weiß mehr als früher; vor allem weiß ich mittlerweile, dass ich ganz viel nicht weiß.

Altersweise sind diejenigen, die viel wissen; als altersstarrsinnig gilt jemand, der meint, alles zu wissen. Die Grenze ist ein feiner Grat. Vom Wissensumfang her nähere ich mich weder dem einen noch dem anderen. Das ist vielleicht nicht das Schlechteste – und es bestätigt, dass man mit 50 zwar „nicht mehr jung“, aber noch lange nicht „alt“ ist. „Überlebenstraining“ kommt später, viel später!

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