Ein Geburtstag wie aus dem Bilderbuch: bestes Wetter, ein gemütlicher Garten, Bierbänke, ein abwechslungsreiches Buffet (zu dem ich nur eine einzige Sache beigetragen habe), gegrillte Köstlichkeiten. Gegen Ende der Feier kommt ein kühler Weißwein auf den Tisch – und ein Karton mit langstieligen Weingläsern. Es ist warm, aber sehr windig. Daher nehme ich mir (wie gewohnt pragmatisch) anstelle eines Weinkelches eins der Allzweckgläser; auf mich wirken diese deutlich standfester. Prompt ernte ich skeptische Blicke und von meiner Freundin einen Kommentar: Stillos sei es, einen Weißwein aus solch einem Glas zu trinken. Ich frage mich (und in die Runde), warum. Die Ansichten gehen auseinander; wir können uns nicht einigen. Ich entscheide mich für den Selbstversuch – und siehe da: Mir schmeckt der Weißwein in diesem Garten-Setting auch aus einem stiellosen Saftglas. Dass das auf andere vielleicht stillos wirkt, ist mir egal.
Wenn schon, denn schon!
Wir verzehren sehr selten sogenanntes Fast Food; diese Art Essen hat unserer Meinung nach wenig Stil. Nur auf Drängen der Kinder gehen wir hin und wieder zu einer der beliebten Ketten – und werden jedesmal in unseren Vorurteilen bestätigt. Wir empfinden dort alles irgendwie stillos: das Essen, die Plastiktabletts, die Abfertigung, die Unmengen an Verpackung und das Ambiente. Die Kinder teilen unsere Vorbehalte, essen aber trotzdem gern eine Boulette im Brötchen. Ein Kompromiss sind selbst zubereitete Burger: mit echten Burgerbrötchen, Hackfleisch von der Fleischtheke, knackigem Gemüse. Das Ergebnis schmeckt erstaunlich gut und frisch; allein die Esskultur erinnert noch an das Original. Nach zwei Bissen nimmt einer von uns Messer und Gabel zu Hilfe – in den Augen der anderen ein echter Stilbruch. Wenn schon, denn schon!