Faul oder fleißig

Meine Laufrunde führt an einem Kuhstall vorbei. Der Anblick ist fast immer derselbe. Nach unserem Urlaub ist etwas anders: Vor dem Stall liegen aufgeschichtet frische Strohballen unter Flies-Bahnen, mindestens 30 Meter lang. Ich bin im Sommer faul und fahre in den Urlaub; die Bauern sind fleißig und fahren die Ernte ein.

Sommerurlaub

Meine Idee von Sommerurlaub ist eine ganz bestimmte. Warme bis heiße Tage, strahlend blauer Himmel, laue Abende – Draußenwetter für Warmduscher. Besonders wenn ich ins Wasser gehe, brauche ich es heiß: Zu schwierig ist es für mich, nach einer Meerwasser-Abkühlung wieder warm zu werden, wenn das Thermometer 24 Grad zeigt und ein leichter Wind weht.

Dieses Jahr sind wir auf einer Nordsee-Insel. Es ist schön und gut, aber nicht warm, geschweige denn heiß: Die Temperaturen bleiben in stetiger Zuverlässigkeit unter 20 Grad. Das ist – für meine Vorstellungen – nicht sommerlich, sondern fühlt sich durch den dauerhaft wehenden Wind eher herbstlich an. Normalerweise entspricht das Wetter also nicht meinen Erwartungen. Die Lösung? „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung“ mag stimmen, entlockt mir aber nur ein unwirsches Augenverdrehen. Also ziehe ich an, was ich in weiser Voraussicht an dickeren Klamotten mitgebracht habe, und gehe mit dem oder gegen den Wind am Meer spazieren.

In die Nordsee werde ich mich vielleicht zusammen mit ein paar verrückten Kindern stürzen – ganz kurz. Oder gar nicht. Was ich nicht tun werde: Am Strand sitzen, Strandmuschel aufbauen, Badeanzug unter die Fleece-Jacke ziehen, Handtuch bereithalten und auf das Wolkenloch warten. Meine Hoffnung auf diese Art Sommerurlaub stirbt nicht zuletzt, sie ist bereits begraben. Nur so kann ich genießen, was sich uns in Sachen Wetter bietet. Und ich freue mich ehrlich – dass es nicht regnet, dass der Wind mittlerweile schon deutlich weniger geworden ist, dass es ein Volleyballfeld in der Nähe gibt, dass die Kinder sich so gut verstehen…

Sommer

Dieses Jahr wurde es erst spät und plötzlich warm. Ich genieße das täglich und direkt, denn leider ist mir der Sommer meist viel zu kurz.

Es sei denn, ich mache ihn haltbar.

Wohlfühljahreszeit

Ich bin ein Sommermensch, denn ich friere schnell. Der letzte Sommer war toll. Warm und lang – aus meiner Sicht großartig. Ich habe ihn in vollen Zügen genossen und mir nichts anders gewünscht. Seit Anfang September habe ich gerechnet mit schmuddeligem Herbst, aber es blieb warm, sonnig und schön. Ein Traum.

Jetzt ist es kühler, im Grunde schon zu kalt für mich. Die Tage sind kürzer, die Dunkelheit bricht schnell herein, wenn sie kommt. Das Licht in dem Moment der Dämmerung ist besonders. Weich und warm und golden. Die Blätter sind es auch und leuchten. Ich möchte die Farben des Herbstes nicht missen, wenn mir auch die Temperaturen nicht mehr so behagen.

Im Winter ist es richtig kalt. Ich friere andauernd, und es wird manchmal tagelang nicht richtig hell. Zumindest unsere Gegend ist bekannt für durchgehende Wolkentage und ein Regen-Schnee-Gemisch. Gemütlichkeit „indoor“ hat mehr Reiz als im Sommer, schlafen auch. Die Vögel schweigen, die Natur legt sich zur Ruhe. Ich mich auch: Ich plane weniger Termine, halte mir mehr Zeit frei als sonst. Als würden die kalten Temperaturen meine Motivation und Energie bremsen, bin ich eher im Pausenmodus. Für eine gewisse Zeit tut mir das gut.

Irgendwann freue ich mich dann wieder auf das Frühjahr und warte und warte, irgendwann ungeduldig: Denn unsere Gegend ist auch dafür bekannt, dass der Winter sich hinzieht – gern mal bis Mitte April. Aber wenn es dann losgeht mit den wärmeren Tagen, überwältigt mich alles: Die Farben, die Geschwindigkeit des Wachstums, die Kraft der Sonne, die längeren Tage. Auch der morgendliche Gesang der Vögel. Immer vor dem Wecker, immer durchdringend.

Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich den Sommer wählen – ganz sicher. Ebenso sicher würde ich alle anderen Jahreszeiten ehrlich vermissen und wäre wahrscheinlich irgendwann Sommer-müde. Also durchlebe ich meist ganz vergnügt tagelang kalt-feuchtes Matschwetter bei bewölktem Himmel. Eine Weile kann ich dem sogar etwas abgewinnen. Nach der Weile wird aus „vergnügt“ auch mal „genervt“. Aber immer weiß ich: Den Sommer werde ich besonders genießen. Solange er anhält. Und nicht eine Sekunde stöhnen über die Hitze!