Wahl-Qual

Eine meiner Töchter möchte neue Schuhe haben – ob sie auch neue braucht, sei dahingestellt. Gestern waren wir in zwei Läden mit einer schier überwältigenden Auswahl an Schuhen. Leider blieb unsere Einkaufstour trotz des großzügigen Angebots erfolglos, aber ganz knapp:

„Wenn es die Schuhe
auch in nicht glänzend,
ohne Reißverschluss,
mit anderen Schnürsenkeln,
in einer anderen Farbe,
mit einer schlankeren Sohle,
in nicht so teuer,
ohne diesen hässlichen Aufdruck

gäbe, das wäre super.“

Wer die Wahl hat, hat die Qual – und am Ende keine neuen Schuhe.

Sitzschuhe

Es gibt Schuhe, die sind zwar ausgesprochen schön, aber so unbequem, dass man in ihnen – wie der Name schon sagt – nur sitzen kann.

Es gibt Frauen, die Sitzschuhe für berechtigt oder sogar für wichtig halten. Das ist in Ordnung. Meiner Meinung nach sind Sitzschuhe der unfass- und dennoch greifbare Sieg der Oberflächlichkeit über die Wahrheit – und daher völlig überflüssig. In dieser Frage verweigere ich mich dem Diktat der Mode. Das ist möglich, weil ich vorrangig in Kreisen verkehre, in denen es nicht so stark auf die passenden Schuhe ankommt.

In bestimmten Grenzen beuge auch ich mich dem, was gerade angesagt ist – manchmal ohne es zu merken. Sitzschuhe gehören nicht dazu.

No go?

Ich habe einige Schuhpaare, fast alle sind schwarz, praktisch und bequem. Ausgesprochene Tanzschuhe sind nicht dabei – aber was sind schon richtige Tanzschuhe? Ich habe so selten Gelegenheit, mich dem Standardtanz zu widmen, dass ich keine extra Schuhe dafür benötige. Ein paar „richtig schicke Schuhe“ besitze ich, ziehe sie aber äußerst selten an – sie sind nicht sehr bequem.

In einem Gespräch mit ein paar Frauen wurde ich darauf hingewiesen, dass es buchstäblich ein „No go“ ist, mit anderen als richtigen Tanzschuhen zu einer Tanzveranstaltung zu gehen. Auf keinen Fall kann man Schnürschuhe anziehen – sie können noch so schön sein.

Am vergangenen Wochenende fand er statt, der Tanzstunden-Abschluss-Ball meiner Tochter. Was tun? Ich zog meine einzigen „richtig schicken“ Schuhe an, obwohl klar war, dass sie zu eng und unbequem sind, um gut und gern mit ihnen zu tanzen. Dafür passten sie zu meinem Kleid. Der Ball war sehr gut besucht; auf der Tanzfläche war selten und wenig Platz. Unsere Tochter amüsierte sich und tanzte viel – zweimal sogar mit ihrem Vater. Ich saß oder stand und schaute zu – und sah wahrscheinlich gut dabei aus. Wohl fühlte ich mich nicht. Nächstes Mal ist es für mich ein „No go“, etwas anderes als bequeme Schuhe anzuziehen. Nächstes Mal ist es mir egal, was man macht oder nicht.

Einkaufen zum Abgewöhnen

Es gibt in unserer Familie einige, die sich das Einkaufen nicht leicht machen. Von vornherein ist wenig Lust vorhanden. Erschwerend kommt hinzu, dass eine sehr genaue Vorstellung des zu erwerbenden Objektes existiert. Die herrschende – oft sehr große – Auswahl an Produkten macht die Sache nicht leichter. Denn: Die ganz genau der Idee entsprechende Variante gibt es oft doch nicht.

Nehmen wir Schuhe. Braun sollen sie sein, braun und schlicht. Mit der Zeit hat sich eine bestimmte Vorstellung entwickelt, wie sie aussehen sollen: Braun, blaue Senkel, wenig Gedöns. Einen Nachmittag kann man damit zubringen, für einen guten Überblick Schuhe zu sichten – im Netz. Um die heimische Wirtschaft zu unterstützen, geht es in die Schuhläden der Stadt. Im dritten wird man fündig: Die ersten Schuhe hier sind braun, aber nicht im richtigen Ton. Die daneben haben den richtigen Ton und sogar Schnürsenkel in blau, das ist gut. Es sind jedoch zu viele Nähte an den Seiten vorhanden. Also doch die anderen braunen Schuhe, das vierte von sieben Paaren. Bei denen stimmt alles – bis auf die Schnürsenkel, die sind nämlich nicht blau. Aber da stehen ja noch die braunen Schuhe mit blauen Schnürsenkeln ohne zu viele Nähte an den Seiten. Die scheinen auf den ersten Blick perfekt. Auf den zweiten und im Tageslicht sind sie etwas zu rötlich. Ein weiteres Paar gibt es noch. Schönes Braun, blaue Senkel, wenig Schnick-Schnack. … Nur die Oberfläche ist so angerauht, nicht ganz glatt. Zu wenig schlicht.

Wenn man Glück hat, passt es am Ende doch.

Und dann braucht´s zu den braunen Schuhen noch einen passenden Gürtel…