Flexibel verplant

Ich beobachte bei meinen Kindern den starken Wunsch, ihr eigenes Ding zu machen. Eltern haben dabei wenig zu melden. Das war bei mir in meiner Jugend genauso. Dafür habe ich bei Freunden übernachtet oder nächtliche Fahrten mit dem Rad auf mich genommen. Für weiter entfernte Orte musste ich im Vorfeld planen, wie und mit wem ich diese OHNE die Hilfe meiner Eltern erreichen konnte.

Der Wunsch, ihr eigenes Ding zu machen, ist bei Jugendlichen heute noch derselbe wie zu meiner Zeit. Eltern bleiben noch immer außen vor; nur geplant wird nicht mehr: Für meine Kinder und ihre Freunde ist es ganz normal, Verabredungen erst einige Stunden vorher zu treffen oder wieder abzusagen. Sie seien lieber `spontan´, heißt es dann, `und flexibel´. Allerdings hat diese Flexibilität einen Preis, den ich früher nicht bezahlen wollte oder konnte: `Schnell noch irgendwohin´ oder `mitten in der Nacht zurück´ funktioniert oft nur mit dem Auto. Dafür wird heutzutage sehr spontan auf äußerst flexible Eltern zurückgegriffen. Manchmal sind diese mit ihrer Verfügbarkeit das Einzige, was junge Menschen bei `ihrem eigenen Ding´ selbstverständlich einplanen.

Vom Planen

Ich erinnere mich an einen kurzen Aufenthalt in einer Art Jugendherberge in Australien: `Geplant´ hatte ich zwei Tage. Sintflutartige Regenfälle verhinderten für eine knappe Woche jede Weiterreise. Nach anfänglichem Murren einiger Gäste arrangierten wir uns miteinander, kochten gemeinsam, erlebten überflutete Straßen und verbrachten eine gute Zeit. Vorab `ungeplant´ nahm mich anschließend ein anderer Gast mit auf eine dreitägige und über 1.500 Kilometer lange Tour, die bei seiner sehr gastfreundlichen Familie in Melbourne endete. Ohne den Regen wäre ich `planmäßig´ weitergezogen, wäre wahrscheinlich nie in den Süden gekommen – und hätte heute keinerlei Erinnerung mehr an diesen Teil meiner Reise. So aber hat er sich eingebrannt als ein besonderes Erlebnis.

Wenn Kinder planen …

Beim Einkauf treffe ich einen Freund mit seinen beiden kleinen Töchtern. Die Dreijährige schiebt den Kinderwagen, in dem die sieben Wochen alte Schwester liegt und schläft. Wir reden ein bisschen darüber, wie es läuft mit dem Baby und was wir planen fürs Wochenende. Die drei wollen zunächst weiter – Frühstücksbrötchen holen und zurück nach Hause. „Danach“, so der Vater mit Blick auf seine Tochter, „ist für uns klar, was wir am Wochenende machen: essen und spielen.“ Ich lächle ihn an. Mit kleinen Kindern sind die Pläne fürs Wochenende überschaubar. Mit großen Kindern sind sie das auch: Die wollen essen und schlafen …