Vom Schritt zum Weg zum Ziel

Ein paar Aufgaben erledige ich weniger gern als andere – Bügeln zum Beispiel oder Putzen: Der hergestellte Zustand hat für meinen Geschmack eine zu kurze Halbwertzeit.

Andere Tätigkeiten fallen extra an und müssen einmalig erledigt werden. Mehr Spaß machen sie deshalb nicht: Wer Lego verkaufen will, muss Lego-Modelle auseinander bauen und Teile zählen – bisweilen mühselig.

Aber Pflichten sind nicht per se unangenehm. Wenn ich einmal angefangen habe, liegt auch im Müssen etwas Schönes: Gerade bei den praktischen Aufgaben ermutigt mich der Vorher-Nachher-Effekt; das Tun selbst macht mir dann mehr Spaß, als ich vorher dachte. Jeder Berg ist aus der Distanz am größten – und schrumpft, wenn man einfach anfängt, ihn zu besteigen. „Der erste Schritt ist der halbe Weg“, nennt mein Mann das. Manchmal wird der Weg selbst dann zum Ziel.

Pflichtanruf

„Ich sollte mich mal wieder melden“, denke ich, bevor ich den Telefonhörer in die Hand nehme. Der Angerufene wird sich freuen – das weiß ich; aber das ist es nicht, was mich motiviert. Ich greife zum Hörer, weil ich ein schlechtes Gewissen habe und das Gefühl, einer Erwartung entsprechen zu müssen.

Vielleicht wäre es besser, nicht anzurufen – ehrlicher wäre es auf jeden Fall. Aber wäre es auch weise und liebevoll? Kann ich einfach aufhören, mich aus einem Verpflichtungsgefühl heraus zu melden, und schauen, was passiert?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich Pflichtanrufe nicht mag und sie trotzdem tätige.