Ich liebe es zu kommunizieren. Sehr gern tausche ich mich mit Menschen aus – vorzugsweise schriftlich und ausführlich. Das geht besonders gut durch Briefe oder auch E-Mails. Aber in den vergangenen 20 Jahren sind Briefe immer seltener und E-Mails immer kürzer geworden. Stattdessen kommunizieren viele hauptsächlich mittels diverser Kurznachrichten-Dienste. Das reicht den meisten Menschen, denn sie schreiben ohnehin nur noch sehr kurze Nachrichten.
Das ist mir bekannt. Mein Mann erinnert mich, dass die meisten Menschen auch nur noch sehr kurze Nachrichten lesen: Was zu lang aussieht, werde entweder nur kursorisch gelesen oder sofort gelöscht. Für Ausführlichkeit habe niemand Zeit; außerdem gehe die einzelne Nachricht unter in der Flut eintreffender Informationen. Auf den Inhalt komme es schon lange nicht mehr an, meint er, entscheidend sei die Länge.
Soll ich mein Schreibverhalten lieber anpassen an das heute übliche Leseverhalten? Mein Mann nickt. In der Kürze liegt die Würze, das kenne ich – und weiß, dass es stimmt. Aber: Gilt das immer?
Ist mir wichtiger, was ich schreiben oder wie ich es schreiben will? Beides gleichzeitig scheint nicht mehr zu funktionieren: Entweder ich dosiere bewusst, damit nur ja keiner meiner Gedanken verlorengeht. Oder ich bleibe meinem Stil treu. Am besten, ich mache ich es einfach mal so und mal anders. Denn letztlich lag es noch nie und liegt es auch heute nicht in meiner Hand, was der Empfänger mit meinen Worten macht. Er kann sich wegen der Länge gegen das Lesen entscheiden. Er kann auch das Gute behalten und den Rest ignorieren. Oder er wird alles lesen und denken: Das klingt nach Dagmar, fühlt sich an wie ein Wort-Tsunami und bringt mich zum Lächeln.