In der Arztpraxis

Eine Arzthelferin berichtet zwei anderen, dass etwas fehlt. „Hat der Herr* Doktor das nicht bestellt?“, fragt eine zurück. „Wenn keiner es dem Doktor sagt, kann er es nicht bestellen“, sagt die erste – und der Rest ist Schweigen. Irgendwie machen die drei dann weiter in ihrem Alltag, wahrscheinlich auch kollegial, effektiv und freundlich. Dennoch bin ich mir sicher: Friedemann** hätte seine helle Freude an einem ganz normalen Praxisalltag … 

*Ich denke unwillkürlich an Obelix und sein `Herr Asterix´, wenn er sich über seinen Freund ärgert.
**Friedemann Schulz von Thun, der Kommunikationsexperte

Nicht einfach, sondern hin und her

Wir versuchen, es zu vermeiden, aber manchmal tun wir es doch: etwas übers Internet kaufen. Meist behalten wir nicht alles, was wir bestellen, sondern machen eine Rücksendung fertig. Oft läuft das unkompliziert, manchmal nicht. Ich habe ich grundsätzlich nichts dagegen, wenn ich die Kosten für die Retoure selbst tragen muss: Die Hin- und Her-Schickerei ist weder nachhaltig noch optimal, sie darf extra kosten; extra kompliziert muss sie nicht sein.

Vor zweieinhalb Wochen startete ich einen solchen `Ich schicke etwas zurück und zahle selbst´-Prozess. Zunächst hörte ich nichts und wartete ab. Vor vier Tagen schilderte ich in einer Erinnerungsmail mein Problem und schloss mit der Frage, wie lange die Rückerstattung wohl noch dauern werde. Darauf erhielt ich sofort eine automatisch generierte Antwort: Mail erhalten, sie würden sich um mein Anliegen kümmern und demnächst melden. Heute, also vier Tage später, traf eine weitere Mail ein: Ob ich mit meinem Produkt zufrieden sei und vielleicht ein Foto (in Gebrauch) machen könne.

Ich bin einigermaßen verwirrt und denke: Nein, kann ich nicht, das Produkt ist nämlich schon seit zweieinhalb Wochen nicht mehr bei mir, sondern wahrscheinlich längst wieder bei Ihnen – weshalb ich gern mein Geld zurückbekäme. Leider nutzt es nichts, wenn ich das denke. Wahrscheinlich nutzt es auch nichts, wenn ich in einer zweiten Mail mein Anliegen und Problem noch einmal schildern werde. Ich tue es trotzdem. Sofort erhalte ich eine automatisch generierte Antwort: Mail erhalten, sie würden sich kümmern und demnächst …

Ich stecke fest in einer Hin- und Her-Mailschleife und weiß nicht, wie ich da wieder rauskomme!

Kommunikation – so, so und so

Einer meiner ältesten Freunde ruft mich an und bedankt sich für meinen Weihnachtsbrief. Dieser kam erst nach dem Fest bei ihm an, aber er hatte geduldig darauf gewartet – wissend, dass ich schreiben würde. In meinem Brief habe ihn besonders der Inhalt zwischen den Zeilen erfreut, sagt er.

Von ihm kam zu Weihnachten keine Post, aber das macht nichts: Ich telefoniere auch gern mit ihm. Er erzählt, ich erzähle, die Zeit vergeht schnell, ohne dass `alles gesagt´ ist.

Bald werden wir unser Gespräch fortsetzen – hoffentlich face to face: Einmal im Jahr treffen wir uns.

Kommunikationswirbel

Jemand, den ich schätze, beantwortet meine Briefe, SMS oder Mails sehr sporadisch – meist mit großer Verzögerung. Jedesmal freue ich mich unbändig über seine Reaktion und schreibe dann gleich zurück – meist sehr ausführlich. Mit großer Sicherheit schaffe ich es dadurch, ihn wieder zum Verstummen zu bringen. So als wäre sein Kommunizieren wie ein glimmender Docht, der ab und an aufflackert – nur um dann von einem scheinbar(!) unkontrollierten Schwall aus Begeisterung und Information meinerseits ausgeblasen zu werden. Er braucht jedesmal Monate, um sich davon zu erholen und mir erneut ein kurzes Lebenszeichen zu senden. Dieses kommt IMMER, wenn ich schon gar nicht mehr damit rechne. Und dann freue ich mich so unbändig über seine Reaktion, dass ich gleich zurück schreibe – meist sehr ausführlich …

Kommunikation, nonverbal

Wir bringen den Jüngsten zu einem Freund und nutzen die Zeit für einen Ehepaar-Spaziergang. Auf dem Hinweg redet das Kind nonstop. Wir lächeln uns an – und freuen uns auf den stillen Rückweg. Je länger wir verheiratet sind, umso treffsicherer verständigen wir uns nonverbal.

Positiv daran: Die Kinder bekommen nicht alles mit. Mein Mann mit seiner sprachökonomischen Grundeinstellung freut sich über fast jede Rede-Pause. Die Erfahrung, dass wir uns ohne Worte verstehen, schafft Nähe.

Andererseits können sich negative Kommunikationsmuster breit machen. „Nutzt ja eh nix, noch was zu sagen – auf dem Ohr ist sie taub – der ändert seine Ansichten eh nicht mehr…“ Wenn ich Paare erlebe, bei denen sich eine gewisse Resignation eingeschlichen hat in die nonverbale Kommunikation, bin ich fest entschlossen, das nicht als unsere Zukunft zu akzeptieren.

Einzige Lösung: Miteinander reden, reden, reden. Zuhören, verstehen wollen, nachfragen, sich hinterfragen lassen, Rückmeldungen zulassen – auch wenn sie schmerzen. Nicht aufhören, ehrlich (!!!) über schwierige Themen zu sprechen, obwohl wir (vielleicht berechtigt) Angst vor Missverständnissen haben müssen oder die Ausgangs-Ansichten Welten auseinander liegen. Kommunikation – nonverbal – funktioniert nur, wenn wir die wirklich wichtigen Dinge verbalisieren.