Eigentlich

Wenn ich in Wald und Wiese unterwegs bin, habe ich kein Handy dabei. Ich will und muss nicht ständig erreichbar sein; das ging ja früher auch. Die zwei Frauen, die ich ab und an treffe, haben ihre Handys eigentlich auch selten dabei, sagen sie. Heute ist uneigentlich, denn: Nur so könnten sie sich spontan mit anderen Hundebesitzern zum gemeinsamen Gassi-Gehen verabreden. Aber eigentlich fänden sie es auch schöner, mal ganz ohne digitales Endgerät unterwegs zu sein. Da sei man mehr für sich, das habe was. Aber uneigentlich wäre es eben sehr praktisch, spontan noch mit anderen in Kontakt zu treten.

Ich kenne das Dilemma auch. Da will man zwar eigentlich ganz für sich sein, aber uneigentlich könnte es doch sein, dass irgendetwas wirklich Wichtiges passiert. Was aber ist so wichtig, dass es nicht eine Stunde (oder auch zwei) warten kann? Und wie viele eigentlich eher unwichtigen Nachrichten erreichen mich stattdessen, obwohl ich doch einfach mal meine Ruhe haben will?

Meist bin ich jedenfalls ganz vergnügt ohne Handy unterwegs – und habe nicht den Eindruck, etwas oder jemanden zu verpassen. Und eigentlich besteht immer noch die Möglichkeit, sich vorher mit jemandem zum Spazierengehen zu verabreden. 

Eigentlich

Die Arbeitsfläche in unserer Küche ist mir zu voll. Nicht immer, aber oft. Ich räume sie regelmäßig auf; aber schnell sammelt sich wieder alles mögliche an, was da nicht unbedingt hingehört. Eigentlich fände ich es schöner, wenn die Küche ordentlich (wenn auch nicht steril) bliebe – aber ich bekomme es nicht hin.

Eigentlich ist ein interessantes Wort. Es bedeutet so viel wie: im Grunde genommen. Wären da keine Widrigkeiten, keine temporär übergeordneten Prioritäten oder anders geartete Interessen – dann sähe unsere Arbeitsplatte dauerhaft aufgeräumter aus. Aber genau das ist die Krux bei `eigentlich´. Denn sie existieren, diese Widrigkeiten, temporär übergeordneten Prioritäten oder anders gearteten Interessen: Ich wohne hier und nutze die Küche erstens nicht allein und zweitens nicht nur zum Kochen; und manchmal (oft) gibt es Wichtigeres als Ordnung. Daher bleibt es, wie es ist – die Arbeitsfläche in unserer Küche ist mir zu voll. Nicht immer, aber oft.