Ehrgeiz

Ich bin nicht ehrgeizig. Und doch verspüre ich manchmal insgeheim den „starken Wunsch, mich vor anderen auszuzeichnen“ – und genau das nennt man Ehrgeiz.

Einiges kann ich gut – organisieren, pünktlich sein, Briefe schreiben… Darin muss ich mich weder besonders anstrengen noch zur Übung zwingen. Anderes geht mir nicht so leicht von der Hand – barmherzig sein und ohne Stolz, frei von Menschenfurcht, nachgiebig… In dieser Richtung bekäme mir Ehrgeiz gut – wenn er denn helfen würde.

Leider fallen solche „weichen Fähigkeiten“ in unserer Welt kaum auf – was mich nicht davon abhalten sollte, sie anzustreben. Das wäre dann zwar nicht ehrgeizig, aber für mich vielleicht genau richtig.

Absolut oder relativ ehrgeizig

Seit vielen Jahren laufe ich regelmäßig und vergleichsweise unermüdlich. Das Tempo ist geringer, die Strecken sind kürzer als früher, aber noch immer zufriedenstellend: In meiner Altersklasse und für meinen `Trainingsaufwand´ bin ich ganz geschmeidig unterwegs. Mein Ehrgeiz akzeptiert die Grenzen, die mir mein Alter und meine zeitlichen Möglichkeiten diktieren.

Einem Bekannten von uns geht es anders: Eine (gefühlte) Niederlage bei einem Boulder-Wettbewerb hat ihn sehr frustriert. Der gescheiterte Vergleich mit – deutlich jüngeren! – Sportlern motiviert ihn, sich stärker zu investieren, um in Zukunft weiter „ganz vorn“ mithalten kann. Sein Ehrgeiz nutzt die vom Alter gegebenen Grenzen als Motivationsschub.

Unsere Fähigkeiten nehmen – altersbedingt – ab. Unsere Reaktion darauf ist völlig verschieden: Ich freue mich, was mir in meinem Alter möglich ist – und kann so weitermachen wie bisher. Er wüsste gern, ob trotz seines Alters mehr möglich wäre – und muss sein Pensum deutlich erhöhen.

Ich weiß, was mir lieber ist.