Was wir brauchen

Ich liebe Harald Martensteins wöchentliche Kolumnen in der ZEIT. Er nimmt kein Blatt vor den Mund, schreibt dabei aber nicht arrogant, sondern freundlich. Sein Stil ist humorvoll und selbstironisch und trotzdem tiefgründig. Meist lese ich seine Zeilen lächelnd und nickend – ich sehe manches ähnlich. Vor einiger Zeit zum Beispiel schloss er mit den Worten: „Die Menschen, die vor uns gelebt haben, waren wie wir, die irrten sich ständig und dachten dabei, sie seien die Klügsten. Was man aus der Geschichte lernen kann, ist nicht die Arroganz, sondern eher der Zweifel an dem, was fast alle für die Wahrheit halten.“ Während die meisten Menschen zur Zeit vehement streiten und immer weitere Argumente suchen, bringt er auf den Punkt, woran es uns wirklich mangelt – an Demut.

Demut – Theorie und Praxis

Wikipedia oder der Duden definiert Demut als eine tiefe Bescheidenheit, die Bereitschaft zu dienen und das Bewusstsein, an das vollkommen Göttliche nicht heranzureichen. Die Aussage stimmt, klingt aber ein bisschen abgehoben; ich muss den Satz zweimal lesen. 

In meinen Worten bedeutet Demut: Ich realisiere, akzeptiere und gebe zu, dass ich von ganz viel nur ganz wenig weiß. Bisweilen irre ich, werde Fehler machen und brauche Hilfe – wie jeder andere auch. Die Aussage stimmt auch und ist einfach zu verstehen.

Erster Schritt zur Demut: Ich übertrage diese Aussage in ein entsprechendes Verhalten.