Einmal im Jahr treffe ich in Berlin zwei alte Schulfreunde für ein gemeinsames Wochenende und ein bisschen Kultur. Wir reden viel, essen gut und schlafen wenig. Dieses Jahr gehen wir zum Auftakt ins Theater – in Potsdam. Das Stück ist nicht überwältigend, aber auch nicht schlecht. Weil meine Gastgeber eine der Schauspielerinnen kennen, bleiben wir nach der Vorstellung kurz da. In der Schlange zur Getränke-Theke stehen wir hinter einem Pärchen. Der Mann ist mir – von hinten – merkwürdig vertraut. Ich tippe ihm auf die Schulter; er dreht sich erstaunt um und fängt an zu lächeln: Vor 30 Jahren bewohnte ich ein Jahr lang ein Zimmer in seiner Wohnung am Friedrichshain. Trotz der vergangenen Jahrzehnte erkennen wir uns sofort. Ein Zufall oder ein glücklicher Umstand? `Das gibt’s doch nicht!´ gibt’s eben doch. Auf jeden Fall habe ich jetzt seine Telefonnummer. Selbst wenn (wahrscheinlich) kein längerfristiger Kontakt daraus entsteht: Es war für mich die Sahnehaube auf dem Theaterbesuch, ihn wiederzusehen.
BERLIN
Ich war in der Hauptstadt und mein Kopf ist voll davon: Dort ist alles lauter und schneller – eine fast unüberschaubare Fülle an Eindrücken. Auch die persönlichen Begegnungen (mit den Berlinern) sind anders und deshalb horizonterweiternd.
Nach einem Wochenende dort muss ich zu Hause den Kopf wieder frei bekommen: für mein stilles, langsames und überschaubares Leben. Die horizonterweiternden Gedanken und Gefühle bewege ich noch eine Weile in Kopf und Herz.