Mehr als genug!

„Meist gibt es nicht das, was man will“, sagt eine Bekannte, die ich im Supermarkt treffe. Die Regale sind voll, in ihrem Wagen liegt alles Mögliche. Ich wundere mich und denke an meine alte Heimat: Im Konsum um die Ecke lagen drei Sorgen Hartkäse – ein stinkender, ein milder, ein Gouda. Wir nahmen immer Gouda. Vor dem Bäcker warteten samstags die Leute in langer Schlange, bis die nächste Rutsche Brötchen fertig war – und es ein paar Meter voran ging. Wenn der Gemüsehändler ausnahmsweise ein paar Bananen hatte, war es hilfreich, mit ihm befreundet zu sein …

Die Auswahl war – verglichen mit heute – überschaubar. Es gab auch nicht immer das, was man wollte. Aber das Angebot unterschied sich enorm von dem, was wir heute und hierzulande für selbstverständlich halten. Trotzdem waren wir nicht unzufrieden, freuten uns aber natürlich besonders über Extras.

Heute gehören die Extras von damals selbstverständlich zum Standard-Sortiment, nur manchmal nicht in jeder Variante. Meist gibt es viel mehr, als ich will.

Nichts dagegen?

In der DDR fuhren in meiner Kindheit und Jugend etwa fünf bis sechs verschiedene Autotypen über die Straßen: Trabant, Wartburg, Skoda, Dacia und Lada, vereinzelt auch einige Wolga. Wie ginge es uns heute mit einer derart begrenzten Auswahl – fünf verschiedene Typen und jeweils nur ein aktuelles Modell? Es gäbe nicht für jeden Geschmack etwas; die Auswahl fiele leichter.

Ich hätte nichts dagegen – vorausgesetzt, ein VW-Bulli wäre dabei.

Ganz gut?

„Vielleicht ist es mal ganz gut, wenn es nicht alles gibt“, sagt eine Frau, die mir aufgrund von Lieferengpässen nicht das anbieten kann, was ich gern kaufen würde. „Wir wissen genau, was wir wollen – und werfen außerdem schnell weg. Vielleicht ist es heilsam für uns, wenn wir nicht IMMER aus ALLEM wählen können.“ Sie hat recht, aber ich staune trotzdem über ihre Sicht: Ich spare mir eine Ausgabe – das ist ganz gut für mich, sie dagegen verzichtet auf eine Einnahme – das ist weniger gut für sie.

Wahl-Qual

Eine meiner Töchter möchte neue Schuhe haben – ob sie auch neue braucht, sei dahingestellt. Gestern waren wir in zwei Läden mit einer schier überwältigenden Auswahl an Schuhen. Leider blieb unsere Einkaufstour trotz des großzügigen Angebots erfolglos, aber ganz knapp:

„Wenn es die Schuhe
auch in nicht glänzend,
ohne Reißverschluss,
mit anderen Schnürsenkeln,
in einer anderen Farbe,
mit einer schlankeren Sohle,
in nicht so teuer,
ohne diesen hässlichen Aufdruck

gäbe, das wäre super.“

Wer die Wahl hat, hat die Qual – und am Ende keine neuen Schuhe.