Distanzlos

Bei Aldi sind die Transportbänder an der Kasse ziemlich lang. Je nachdem, wie viel der Einzelne einkauft, passen die Artikel von zwei bis fünf Leuten locker hintereinander drauf. Neben der Ware steht der dazugehörige zahlungswillige Kunde. Bei wenig Ware ist der Platz für den Kunden gering – es kann sein, dass man neben der Ware des Vorder- oder Hintermannes steht. Das Abkassieren bleibt davon unbeeinflusst und lässt sich durchs Ware-Verschieben nicht beschleunigen. Bei fünf oder mehr Kunden haben also normalerweise alle Kunden nach Nummer zwei ausreichend Zeit, ihre Einkäufe aufs Band zu legen.

Letztens brauchte ich nur einen Artikel und hatte keinen Einkaufswagen: Wir brauchten beide wenig Platz, mein Artikel und ich selbst. Automatisch bewegte sich meine Ware neben den Kunden vor mir und die Ware des mir folgenden Ehepaares neben mich. An sich ist das kein Problem. Allerdings wollte dieses Ehepaar seine Wunsch-Artikel zügig und schön dicht hinter meine Einkäufe platzieren – und offenbar auch sich selbst hinter mich selbst. Die Frau durchbrach mehrmals meinen Sicherheitsabstand und „lief auf“. Normalerweise ist mir Berührung nicht unangenehm; aber in diesem Fall empfand ich es als lästig. Ich konnte nicht ausweichen: Vor mir stand jemand mit Einkaufswagen.

Nächstes Mal nehme ich mir auch einen – ganz egal, wie viel ich einkaufen will. Als Abstandhalter sind die Dinger unschlagbar!

Trotzdem Advent

Ich bin ein Dekorationsmuffel. Zwar mag ich Deko, halte mich aber für ziemlich unbegabt und vor allem leidenschaftslos. Dabei erscheinen mir gewisse Traditionen als erhaltenswert – und zu denen gehört eine adventliche Stimmung durch Kerzen, Tannengrün und vielleicht eine Krippe.

Trotzdem: Einen Tag vor dem ersten Advent wies unser Haus noch keine Anzeichen der bevorstehenden Weihnachtszeit auf. Mir fehlte die Lust. Glücklicherweise war ich am Samstag noch in der Stadt und konnte bei Rossmann „last minute“ vier dicke Kerzen besorgen. Eine Tochter holte ein paar Eibenzweige aus dem Garten. Muss erstmal reichen.

PS: Jesus kommt trotzdem!

Richtig warm?

Es gibt Winterjacken, die richtig warm halten. Für Grönland und die Antarktis zum Beispiel: Es gibt schließlich Menschen, die dort hinfahren und nicht erfrieren.

Ich besitze offenbar kein solches Kleidungsstück, denn: Solange ich mich bewege, ist alles gut. Sobald ich aber nur stehe und vielleicht auf jemanden oder etwas warte, ist nichts mehr gut. Es kommt irgendwann der Augenblick, an dem ich anfange zu frieren.

Vielleicht liegt es daran, dass es (noch und bei uns) nicht richtig kalt ist. Oder ich bin ein besonders verfrorenes Exemplar Mensch. Es kann auch sein, dass ich eine andere Winterjacke brauche – eine von den richtig warmen.

Mal anders

Ich bin keine defensive Autofahrerin – sagen Menschen, die mit mir fahren. Dennoch: In der Regel halte ich mich an die Regeln. Ich muss nicht super schnell fahren, anderen die Vorfahrt nehmen oder rote Ampeln als kirschgrün wahrnehmen, um zufrieden durch den Straßenverkehr zu kommen. Das war schon immer so, aber wahrscheinlich werde ich mit zunehmendem Alter noch ruhiger.

Gestern nicht. Gestern drückte ich gern ein bisschen mehr aufs Gas, „sprang“ in eine fast zu kleine Lücke im fließenden Verkehr und war bei alldem sehr vergnügt. Dieses neue Fahrverhalten war spannend: irgendwie ein bisschen verrückt und nicht so vernünftig wie sonst. Zum Glück erwischte mich keiner bei diesem übermütigen Gebaren. Morgen werde ich wieder die Alte sein – im wahrsten Sinne des Wortes…

Freiheit und Grenzen

Wir sind frei zu reden, was wir denken,
zu lernen, was uns interessiert,
zu reisen, wohin wir möchten,
zu protestieren, wogegen wir wollen.

Aber wir sind begrenzt von
der Meinung anderer,
unserer eigenen Prägung,
Vorurteilen.

Je ehrlicher wir unsere Grenzen wahrnehmen, umso weniger halten sie uns gefangen.

More about cooking

There seems to be a time in a boy`s life when he can eat almost incessantly without feeling full.

We`ve got two of them at home.

They are closely followed by their three younger siblings.

I don`t think it`s because of my good cooking…

Ein Lob auf den Sparschäler

In den vergangenen Jahren sind unsere Kinder gewachsen – und mit ihnen ihr Appetit. Das weiß ich, weil ich täglich beobachte, dass volle Töpfe nach dem Essen leer sind.

Noch dazu scheinen wir – verglichen mit anderen Familien – eher viel zu verzehren. Das weiß ich, weil meine Kinder von ihren Besuchen bei Freunden berichten, dass dort die Töpfe schon vor dem Essen halb leer aussehen…

Ich will nicht sagen, ich käme nicht hinterher mit der Essensbereitstellung, aber ein bisschen fühlt es sich so an. Letztens – nach einer unserer gemeinsamen Essenszeiten – sprachen wir über unsere „Vorfahren“, eine 13-köpfige Familie. Wie es wohl war, als dort noch SECHS Kinder mehr am Essenstisch saßen? Ruhiger als bei uns, das wissen wir; aber Hunger hatten sie sicherlich genauso wie unsere wachsenden Fressmaschinen.

„Es gab wahrscheinlich jeden Tag Kartoffeln“, erwähne ich, „… mit dem Messer geschält, nicht mit dem Sparschäler“, ergänzt mein Mann. Unsere Kinder nehmen das nicht still und staunend zur Kenntnis, so sind sie nicht. Sie malen sich das Ganze lautstark und konkret aus: „Elf Kinder, zu neun Elfteln männlich, alle noch zu Hause und zwischen 19 und acht Jahren alt.“ Ich staune – mal wieder: vor Bewunderung für die Oma meines Mannes und voller Dankbarkeit, dass wir auch gern Reis und Nudeln essen, die man nicht schälen muss wie Kartoffeln – und für die habe ich einen Sparschäler.

Demut

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Micha 6, 8

Man kann sich demütigen, gedemütigt werden oder jemanden demütigen. Es hört sich ähnlich an – die Ergebnisse sind jedoch sehr unterschiedlich.

Demütig zu sein, ist eigenes aktives Tun an mir: Von Natur aus sind wir Menschen nicht demütig, sondern stolz und egoistisch und auf uns selbst ausgerichtet. Wenn wir uns demütigen, verzichten wir auf unser Recht, unser Ansehen, unsere Macht – freiwillig.
Für einen demütigen Mensch empfinden wir Hochachtung.

Gedemütigt werde ich durch fremdes aktives Tun an mir: Von allein sind wir nicht gedemütigt, da ist immer jemand anderes im Spiel. Wenn jemand sein Recht über meins stellt, mich vor anderen runterputzt, seine Macht mir gegenüber ausspielt, dann werde ich gedemütigt – unfreiwillig.
Für einen gedemütigten Menschen empfinden wir Mitleid.

Jemanden zu demütigen, ist eigenes aktives Tun an anderen: Die Ursache dafür sind wahrscheinlich Unsicherheit und das unsägliche Bedürfnis, Macht zu demonstrieren – freiwillig.
Für einen Menschen, der andere demütigt, empfinden wir im besten Fall ebenfalls Mitleid, wahrscheinlich aber Verachtung.

Kochen

Ich koche fast jeden Tag, bediene aber nicht jeden Geschmack: Bei sieben Personen ist das schwierig. Meinem Mann schmeckt es immer. Es liegt nicht daran, dass er besonders genügsam ist oder ich besonders gut koche. Ich glaube, es hat andere Gründe: Erstens gehören wir beide zur „Wir meckern nicht am Essen herum“-Generation. Zweitens koche ich natürlich nicht absichtlich etwas, was er nicht mag. Und drittens ist er froh und dankbar für ein tägliches warmes Essen, um das er sich nicht kümmern muss.

Oft sind aber tatsächlich alle zufrieden: Die Haltung meines Mannes zum Essen färbt auf die Kinder ab. Letztens sagte er nach einem schmackhaften Essen: „Ihr könnt froh sein, dass eure Mutter so eine gute Köchin ist.“ Zustimmendes Nicken und ein „Danke fürs Essen, Mama“ von allen – so viel Lob freut mich.

Allerdings denke ich insgeheim, dass es nicht stimmt. Eine gute Köchin? Ich weiß nicht. Ich habe es nie „gelernt“. Bis Mitte 20 wohnte ich mit Menschen zusammen, die besser und leidenschaftlicher kochten als ich. Lange war ich bestenfalls helfende Unterstützung beim Essenmachen. Das änderte sich im ersten Job nach dem Studium. Auf einem Bauernhof in Süddeutschland wurde mir zugetraut und zugemutet, ein Mal in der Woche für alle zu kochen. Wir waren vier Erwachsene und vier Kinder; das Mittagessen musste einigermaßen pünktlich fertig sein, satt machen und möglichst schmecken. Ich habe alles gegeben, rumprobiert, mich vertan und so weiter. Es ist immer alle geworden und wir hatten viel Spaß beim gemeinsamen Essen – das war meine persönliche (Koch-)Schule.

So ist es nach wie vor. Ich probiere und tu, was ich kann; durch Kochbücher lasse ich mich inspirieren, was zueinander passt, und habe mittlerweile ein paar Mittagessen im Repertoire. An bestimmte Gerichte wage ich mich aber noch immer nicht heran. Senfeier zum Beispiel. Sie sollen einfach sein und lecker. Es scheitert daran, dass ich zu viel Respekt vor einer klassischen Mehlschwitze habe. Die habe ich noch nie gemacht. Bin ich trotzdem eine gute Köchin? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.

Ein Ei

Heute im Hofladen entdeckte ich ein Ei, das größer war als die anderen – viel größer. Es wirkte wie zwei Eier in einem. Ich fragte mich und die Bäuerin, ob das Huhn beim Legen an einen Schwan gedacht und sich dann auch so gefühlt hatte. Sie wunderte sich weniger: „Oder an einen Strauß… Nein, im Ernst, es könnten zwei Eidotter drin sein, das passiert manchmal.“ Auf jeden Fall kaufte ich das doppelt so große Ei zu dem Preis eines normalen Eis.

Hier zu Hause finde ich diese Laune der Natur (oder des Huhns?) noch immer lustig und ein attraktives Beispiel für „von der Norm abweichend“.