Die Welt retten

Es gibt Menschen, die heute auf die Straße gehen und für den Klimaschutz demonstrieren. Das ist in Ordnung. Einige von ihnen – nicht nur Greta – tun das sehr intensiv, sozusagen hauptberuflich. Sie haben eine Menge zu tun und führen ein anstrengendes Leben. Demonstrationen müssen organisiert, Reden geschrieben und gehalten, Treffen vereinbart und besucht werden.

Ich lebe normal. Auf meine Art und in den Augen meiner Kinder betreibe ich auch Klimaschutz: Ich fahre meist mit dem Rad, koche alles selbst, benutze wiederverwendbare Beutel, konsumiere sehr dosiert, beziehe meine Lebensmittel regional und der Jahreszeit entsprechend etc. Es fühlt sich ein bisschen so an, als würde ich nebenbei versuchen, die Welt zu retten. Seit mindestens zwei Jahrzehnten – einen großen Teil davon unbewusst. Ehrlich gesagt: Das ist mindestens ebenso anstrengend wie hauptberuflich Menschen für den Klimaschutz zu mobilisieren.

Pilates

Bei Pilates dreht sich alles um die Körpermitte. Es geht darum, die Muskeln der Rumpfmuskulatur gezielt anzuspannen und zu entspannen. Letztlich soll dieses Training dabei helfen, die Wirbelsäule beweglicher zu machen und die Körperhaltung zu verbessern. Pilates tut gut, ist aber nicht so einfach. Es ist schon schwierig zu spüren, welche Muskeln genau gemeint sind. Noch schwieriger ist es, diese dann gezielt anzusteuern. On top: Bestimmte Bewegungen während der Übungen unterbrechen (und erschweren) das Anspannen der Muskeln.

Mit den Jahren sind die Muskelgruppen auf diese Unterbrechungen besser vorbereitet, die Übungen werden dafür komplexer: Die Herausforderungen bleiben dieselben.

Auch Gespräche sind wie Pilates, jedenfalls Gespräche mit Kindern. Gespräche mit Kindern tun gut, sind aber nicht so einfach. Erzählstränge können noch so interessant sein – Kinder-Fragen kommen trotzdem und an unerwarteter Stelle, leiten abrupte Themenwechsel ein und fordern mich heraus.

Mit den Jahren bin ich auf diese Unterbrechungen besser vorbereitet, die Fragen werden dafür komplexer: Die Herausforderungen bleiben…

Von unglaublich zu machbar

Ich bin kein Biathlon-Fan. Dieser Sport ist mir zum Zuschauen zu langweilig. Das hielt mich in der Vergangenheit aber nicht davon ab, Biathleten zumindest in meiner Vorstellung zu bewundern. Die Tatsache, dass sie auf höchstem Niveau laufen und zwischendrin zielsicher schießen, fand ich unglaublich. „Das geht doch gar nicht, wie machen die das?“, dachte ich. Ich selbst bin nach Sprints oder Ausdauerläufen sehr am Pusten und könnte kein Gewehr ruhig halten.

Kürzlich schaute ich doch einmal Biathlon-Videos und bemerkte: Die Sportler halten beim Schießen die Luft an, schießen, atmen zwischendrin kurz durch, halten die Luft wieder an, schießen und so weiter. Das erklärt für mich einiges. Zwar ist für mich auch das Luftanhalten nach sportlicher Anstrengung schwierig; zwar kann ich nicht einmal im ausgeruhten Zustand treffsicher schießen – alles egal: Mit angehaltenem Atem erscheint mir das Schießen beim Biathlon nicht mehr unglaublich, sondern machbar. Dass ich darauf nicht eher gekommen bin.

Besondere Spezies

In unserer Nachbarschaft gibt es Leute, die sehr häufig viele Menschen zu Besuch haben und feiern. Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – egal: Draußen zusammen sitzen geht immer, grillen und dazu was trinken auch. Einen Anlass brauchen sie nicht. „Einfach so“, lautet meistens die Antwort, wenn wir – vorbei spazierend – fragen, was es zu feiern gibt. Diese entfernten Nachbarn gehören aus unserer Sicht einer besonderen Spezies an: sie sind gesellige Feierbiester. Für solche Leute ist ein runder Geburtstag ebensowenig eine Herausforderung wie eine Hauseinweihung mit der gesamten Nachbarschaft oder eine Silberhochzeit mit den Weggefährten der vergangenen 25 Jahre.

Für uns dagegen werfen diese Art Anlässe bedrohlich anmutende Schatten voraus und lassen uns nach Möglichkeiten suchen, eine mittel- bis richtig großen Feier erfolgreich zu umgehen. Wir sind keine geselligen Feierbiester; wir schätzen gut überschaubare Gruppen – und diese nur hin und wieder.

In den Augen der geselligen Feierbiester sind wir sicherlich ebenso eine besondere Spezies: Nennen sie uns womöglich Langweiler???

Ehrgeiz

Sport gehörte und gehört zu meinem Leben. „Das muss doch zu schaffen sein, das geht besser“, war lange mein Motto. Zwar war ich nie Vereinssportlerin, aber mein Ziel im Sport war, gut zu sein. Irgendwann reduzierte sich das Sporttreiben aufs Laufen, sehr regelmäßig und auf eher überdurchschnittlichem Niveau. Ich war häufig und schnell unterwegs.

Jahrelang machte ich einmal im Jahr einen Triathlon mit (nur zum „Spaß“) – und wollte auch dort möglichst gut sein. (Es ist mir nicht wirklich gelungen…)

Abgesehen vom Vergleich mit anderen blieb der Wunsch, körperlich die eigenen Grenzen auszuloten und gut zu sein: beim Laufen, beim Triathlon, beim Sportabzeichen und später bei Pilates.

Interessanterweise beobachte ich seit einiger Zeit eine Veränderung. Ich laufe noch immer gern, ich mache noch immer Pilates, und vielleicht nehme ich auch nochmal an einem Triathlon teil. Der Unterschied: Es ist mir nicht mehr wichtig, gut zu sein. Mein Ehrgeiz diesbezüglich ist verschwunden. Heute mache ich Sport vor allem, weil er mir gut tut.

The circle of trust

Jesus says: „Let the little children come to me, and do not hinder them, for the kingdom of God belongs to such as these. Truly I tell you, anyone who will not receive the kingdom of God like a little child will never enter it.“
Lukas 18, 16+17

As children we tend to take things for granted. Normally we are cared for by parents and other relatives – from food to clothes to decisions which are made for us and in our interest. Children therefore trust that everything they need will be provided by someone else.

Growing up is like walking a path paved with experiences like:
I have to work for my achievements.
Nothing comes for free, everything has its price.
If I don`t take care of myself no one else will.
It`s a good idea to trust in myself alone.

Real life teaches us that anything can disappear quiet sudden and unsuspected: friends, relationships, health, prosperity, peace, strength, contentment and even material things. When they are gone we tend to register for the first time that trusting in them was not such a good idea.

Maturing is like walking a path paved with experiences like:
Money can`t buy things like health, friends, inner peace …
Situations which are not in my control still can turn out well.
Managing without certain things can be a challenge which ends with something better than if I hadn`t missed anything in the first place.
It`s great that I don`t have to trust in myself alone.

„But now, this is what the Lord says – he who created you, Jacob, he who formed you, Israel: `Do not fear, for I have redeemed you; I have summoned you by name; you are mine. When you pass through the waters, I will be with you; and when you pass through the rivers, they will not sweep over you. When you walk through the fire, you will not be burned; the flames will not set you ablaze.´“
Isaiah 43, 1+2

For me it`s more than a good idea to trust in God as my ultimate provider, helper, comforter. There is no one and nothing else which is as steadfast and unchanging as the Lord.

Sonnenwahrheit

Die Sonne beschert mir die letzten Sonnenblumen. Als ich sie anschaue und an die Temperaturen draußen denke, wird mir die Vergänglichkeit des Sommers schmerzlich bewusst.

Mit anderem Fokus nehme ich die Terrassentür dahinter wahr – und mit ihr die Vergänglichkeit geputzter Fenster.

Anders wandern

Ich stehe in einem Sportgeschäft an der Kasse. Die Kundin neben mir erkundigt sich nach diesen „ganz hochwertigen Wander-Shirts“, die Gerüche gar nicht annähmen. Ob sie die mit Merino-Wolle meine, fragt die Verkäuferin. Die Kundin nickt erfreut. Nein, die gebe es noch nicht, sie werden aber bald mit ins Sortiment aufgenommen. Derzeit bekomme man sie aber bei dem Outdoor-Laden zwei Straßen weiter. Ich stehe daneben und bin versucht zu sagen, dass das mit dem „nehmen Gerüche nicht an“ nicht ganz stimme – zumindest nicht, wenn man tagelang wandert. Bevor ich dazu komme, ergänzt die Verkäuferin von sich aus: „Die sind wirklich toll, die nehmen Gerüche wirklich nicht an. Ich trage sie selbst auch und wandere damit tagelang in den Alpen.“

Ich schweige verwundert und bin peinlich berührt. Hier weiß es zwar keiner, aber bei mir stimmt das nicht mit der optimalen Geruchsbindung. Vielleicht wandere ich falsch, zu intensiv oder so, ich weiß es nicht. Aber bisher ist es mir noch nie so gegangen, dass ich beim Wandern gern tagelang dasselbe Shirt angezogen hätte. Da kann noch so viel Merino-Wolle drin sein…

Nostalgie

Kürzlich las ich einen kurzen Artikel in der Zeitung. Der Autor war ein Ende der 70er Jahre in der DDR geborener Journalist; der schrieb, wie er sich die Vollendung der Einheit ursprünglich vorgestellt hatte: Solche Dinge wie Kitas, die Gleichberechtigung der Frau und längeres gemeinsames Lernen seien doch der Erhaltung wert gewesen, müssten im Westen aber heute (30 Jahre nach dem Mauerfall) noch immer erst mühsam erkämpft werden.

Heute folgte das Zitat einer bekannten Sportlerin. Sie war als Jugendliche und junge Erwachsene eine der erfolgreichsten Spitzensportlerinnen der DDR und dabei sehr engagiert fürs und überzeugt vom System des real existierenden Sozialismus. Sie sei stolz auf ihre DDR-Vergangenheit, denn sie sei viel selbstbewusster, toleranter und freier im Denken, weil Männer und Frauen dort auf Augenhöhe gewesen seien.

Ich bin in einem ähnlichen Alter wie die beiden; ihre Meinung zur DDR und deren Beitrag zur Gleichberechtigung der Frau sehe ich allerdings deutlich kritischer. Ich war 1989 gerade erst erwachsen, im Grunde kann ich mir kein ausgewogenes Urteil erlauben. Dennoch frage ich mich, ob man dermaßen zusammenhanglos die Rechte der Frau in der DDR begutachten kann. Ist es möglich, dass das Recht auf Arbeit hier mit dem Zwang verwechselt wird, durch ein zweites Einkommen überhaupt erst das Leben der Familie finanzieren zu können? Zudem gab es ein starkes Interesse von Seiten des Staates, Kinder sehr früh in eine kontrollierte und systemtreue Obhut zu bekommen – sozusagen ein sehr gewünschter Nebeneffekt der „Gleichberechtigung“.

Als nächstes schwelgen wir noch in positiven Erinnerungen darüber, dass Menschen in der DDR schon so früh heirateten, zügig Kinder bekamen und dann noch lange dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen. Dabei sollten wir dann aber auch nicht verschweigen, dass man überhaupt erst einen Antrag auf eine eigene Wohnung stellen durfte, wenn man verheiratet war. Und zwar noch 1989!

Es stößt mir unangenehm auf, wenn die Diktatur in der DDR so auf das vermeintlich Positive reduziert wird. Manche der „Errungenschaften“ dort hatten einen sehr hohen Preis.

Was herauskommt

„Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit …“
Galater 5, 22

Dass Gott etwas schaffen kann durch die wiederkehrenden – mir teilweise unwichtig und unbedeutend erscheinenden – Tätigkeiten, aus denen meine Tage bestehen, das ist tröstlich. Das eigentliche Ergebnis – die eigentliche Frucht – ist dabei nicht das, was ich selbst tue, sondern das, was Gott in mir bewirkt. Seien es nun Geduld, Liebe, Güte, Treue, Barmherzigkeit, Selbstbeherrschung oder dergleichen – all das ist mehr wert als alles, was ich sonst erreichen könnte.