There seems to be a time in a boy`s life when he can eat almost incessantly without feeling full.
We`ve got two of them at home.
They are closely followed by their three younger siblings.
I don`t think it`s because of my good cooking…
Zwischentöne
There seems to be a time in a boy`s life when he can eat almost incessantly without feeling full.
We`ve got two of them at home.
They are closely followed by their three younger siblings.
I don`t think it`s because of my good cooking…
In den vergangenen Jahren sind unsere Kinder gewachsen – und mit ihnen ihr Appetit. Das weiß ich, weil ich täglich beobachte, dass volle Töpfe nach dem Essen leer sind.
Noch dazu scheinen wir – verglichen mit anderen Familien – eher viel zu verzehren. Das weiß ich, weil meine Kinder von ihren Besuchen bei Freunden berichten, dass dort die Töpfe schon vor dem Essen halb leer aussehen…
Ich will nicht sagen, ich käme nicht hinterher mit der Essensbereitstellung, aber ein bisschen fühlt es sich so an. Letztens – nach einer unserer gemeinsamen Essenszeiten – sprachen wir über unsere „Vorfahren“, eine 13-köpfige Familie. Wie es wohl war, als dort noch SECHS Kinder mehr am Essenstisch saßen? Ruhiger als bei uns, das wissen wir; aber Hunger hatten sie sicherlich genauso wie unsere wachsenden Fressmaschinen.
„Es gab wahrscheinlich jeden Tag Kartoffeln“, erwähne ich, „… mit dem Messer geschält, nicht mit dem Sparschäler“, ergänzt mein Mann. Unsere Kinder nehmen das nicht still und staunend zur Kenntnis, so sind sie nicht. Sie malen sich das Ganze lautstark und konkret aus: „Elf Kinder, zu neun Elfteln männlich, alle noch zu Hause und zwischen 19 und acht Jahren alt.“ Ich staune – mal wieder: vor Bewunderung für die Oma meines Mannes und voller Dankbarkeit, dass wir auch gern Reis und Nudeln essen, die man nicht schälen muss wie Kartoffeln – und für die habe ich einen Sparschäler.
„Es
ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert,
nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor
deinem Gott.“
Micha 6, 8
Man kann sich demütigen, gedemütigt werden oder jemanden demütigen. Es hört sich ähnlich an – die Ergebnisse sind jedoch sehr unterschiedlich.
Demütig zu sein, ist eigenes aktives Tun an mir: Von Natur aus sind wir Menschen nicht demütig, sondern stolz und egoistisch und auf uns selbst ausgerichtet. Wenn wir uns demütigen, verzichten wir auf unser Recht, unser Ansehen, unsere Macht – freiwillig.
Für einen demütigen Mensch empfinden wir Hochachtung.
Gedemütigt werde ich durch fremdes aktives Tun an mir: Von allein sind wir nicht gedemütigt, da ist immer jemand anderes im Spiel. Wenn jemand sein Recht über meins stellt, mich vor anderen runterputzt, seine Macht mir gegenüber ausspielt, dann werde ich gedemütigt – unfreiwillig.
Für einen gedemütigten Menschen empfinden wir Mitleid.
Jemanden zu demütigen, ist eigenes aktives Tun an anderen: Die Ursache dafür sind wahrscheinlich Unsicherheit und das unsägliche Bedürfnis, Macht zu demonstrieren – freiwillig.
Für einen Menschen, der andere demütigt, empfinden wir im besten Fall ebenfalls Mitleid, wahrscheinlich aber Verachtung.
Ich koche fast jeden Tag, bediene aber nicht jeden Geschmack: Bei sieben Personen ist das schwierig. Meinem Mann schmeckt es immer. Es liegt nicht daran, dass er besonders genügsam ist oder ich besonders gut koche. Ich glaube, es hat andere Gründe: Erstens gehören wir beide zur „Wir meckern nicht am Essen herum“-Generation. Zweitens koche ich natürlich nicht absichtlich etwas, was er nicht mag. Und drittens ist er froh und dankbar für ein tägliches warmes Essen, um das er sich nicht kümmern muss.
Oft sind aber tatsächlich alle zufrieden: Die Haltung meines Mannes zum Essen färbt auf die Kinder ab. Letztens sagte er nach einem schmackhaften Essen: „Ihr könnt froh sein, dass eure Mutter so eine gute Köchin ist.“ Zustimmendes Nicken und ein „Danke fürs Essen, Mama“ von allen – so viel Lob freut mich.
Allerdings denke ich insgeheim, dass es nicht stimmt. Eine gute Köchin? Ich weiß nicht. Ich habe es nie „gelernt“. Bis Mitte 20 wohnte ich mit Menschen zusammen, die besser und leidenschaftlicher kochten als ich. Lange war ich bestenfalls helfende Unterstützung beim Essenmachen. Das änderte sich im ersten Job nach dem Studium. Auf einem Bauernhof in Süddeutschland wurde mir zugetraut und zugemutet, ein Mal in der Woche für alle zu kochen. Wir waren vier Erwachsene und vier Kinder; das Mittagessen musste einigermaßen pünktlich fertig sein, satt machen und möglichst schmecken. Ich habe alles gegeben, rumprobiert, mich vertan und so weiter. Es ist immer alle geworden und wir hatten viel Spaß beim gemeinsamen Essen – das war meine persönliche (Koch-)Schule.
So ist es nach wie vor. Ich probiere und tu, was ich kann; durch Kochbücher lasse ich mich inspirieren, was zueinander passt, und habe mittlerweile ein paar Mittagessen im Repertoire. An bestimmte Gerichte wage ich mich aber noch immer nicht heran. Senfeier zum Beispiel. Sie sollen einfach sein und lecker. Es scheitert daran, dass ich zu viel Respekt vor einer klassischen Mehlschwitze habe. Die habe ich noch nie gemacht. Bin ich trotzdem eine gute Köchin? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.
Heute im Hofladen entdeckte ich ein Ei, das größer war als die anderen – viel größer. Es wirkte wie zwei Eier in einem. Ich fragte mich und die Bäuerin, ob das Huhn beim Legen an einen Schwan gedacht und sich dann auch so gefühlt hatte. Sie wunderte sich weniger: „Oder an einen Strauß… Nein, im Ernst, es könnten zwei Eidotter drin sein, das passiert manchmal.“ Auf jeden Fall kaufte ich das doppelt so große Ei zu dem Preis eines normalen Eis.
Hier zu Hause finde ich diese Laune der Natur (oder des Huhns?) noch immer lustig und ein attraktives Beispiel für „von der Norm abweichend“.
Aus meiner Sicht ist es heutzutage nicht erfolgversprechend, Profi-Fußballtrainer einer Männer-Fußballmannschaft zu werden. Ich weiß nicht, wie es früher war, aber heute redet man über erfolgreiche Trainer nur kurz im Zusammenhang mit ihrem Erfolg. Häufiger stehen Trainer in der Zeitung, wenn sie den Verein wechseln. Bei den erfolgreichen Bundesliga-Vereinen in Deutschland mag das Gehalt für den Trainer ganz beträchtlich sein und der Ruhm nicht unerheblich. Und es lässt sich sicher auch der eine oder andere Erfolg verbuchen. Aber ist der Job deshalb erfolgversprechend?
Der Druck auf einem „erfolgreichen“ Trainer ist immens. Wenn man diesem nicht standhält, die Mannschaft „die Leistung nicht abrufen kann“ und man nicht zufällig bei Freiburg angestellt ist, werden die Karten schnell neu gemischt: Und schwupps ist man nur noch der ehemalige Trainer von Bayern, Hertha oder sonst irgendeinem Verein. Dann ist es nicht automatisch vorbei mit der Karriere, aber man muss bei einem anderen Verein von vorn anfangen mit dem Projekt „Erfolg“.
Stärker als in vielen anderen Berufen wird ein professioneller Fußballtrainer fast ausschließlich am Erfolg der eigenen Mannschaft gemessen. Diesem muss alles andere untergeordnet werden – Familienleben, der Wohnsitz, ein soziales Netz. Die Halbwertszeit des Jobs ist kurz, der Weg zum Erfolg mit viel Scheitern und Neu-Probieren verbunden, und noch dazu wird all das (wöchentlich) von fußballinteressierten Zeitungslesern beobachtet und bewertet. Erfolgversprechend sieht anders aus, oder?
Manche Aufgaben im Leben sind nicht so einfach: Kinder gut zu erziehen beispielsweise; uns mit sehr unangenehmen, aber unveränderlichen Umständen zu arrangieren; unseren Stolz aufzugeben und so weiter. Diese „zwischenmenschlichen“ Dinge entziehen sich oft unserer Machbarkeit.
„Es
soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist
geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“
Sacharja 4, 6
Damit kann nicht gemeint sein, dass wir die Hände in den Schoß legen sollen und sich alles von allein regeln wird. Die Bibel ist voll von Ratschlägen, „die Zeit auszukaufen“, sich in Sachen Fleiß ein Beispiel an der Ameise zu nehmen, und dass „Glaube ohne Werke tot ist“.
Es geht nicht darum, fatalistisch alles dem Zufall oder Schicksal zu überlassen. Wir sollen uns bemühen, fleißig sein und unsere Gaben und Ressourcen verantwortlich einsetzen.
Es geht darum, wem letztlich mein Vertrauen gehört in allem. LETZTLICH ist es nicht unser Tun, was den Unterschied macht, sondern Gottes Geist.
Selber tun – ja. Und dann vertrauen, loslassen und den Ausgang Gott überlassen. Das ist nicht so einfach.
Als mein Vater mir Skat beibrachte, ließ er mich Fehler machen, ohne mich darauf hinzuweisen: Ich wähnte mich beispielsweise ein ganzes Spiel lang in dem Glauben, ich würde haushoch gewinnen würde – nur um am Ende festzustellen, dass ich vergessen hatte, zwei Karten in den Skat zu drücken. Oder aber er überließ mir – nach starkem Reizen – das Spiel, und lehrte mich dadurch sehr eindrücklich, was ein „Billigmacher“ im Skat ist. Trotzdem war fast von Anfang an alles möglich: selbst ein blindes Huhn findet manchmal ein Korn und fährt einen Sieg ein.
Mein Vater spielt sehr gut Skat, zählt nebenbei mit und hat schon lange nicht mehr vergessen, zwei Karten zu drücken. Er scheint zudem einen Röntgenblick zu haben, welche Blätter seine Gegner auf der Hand haben, und rechnet schon mit meinem nächsten Zug, bevor ich selbst ihn kenne. Aber auch er ist vor „Billigmachern“ oder einfach nur schlechten Blättern nicht gefeit – nicht einmal vor der strategielosen Spielweise seiner Tochter. Das macht wohl den Reiz dieses Spiels aus: Du kannst dein Leben lang Skat spielen und immer besser werden – die Möglichkeiten der Kartenverteilung und der Spielzüge bleiben unzählbar. Es ist immer wieder alles möglich.
Ich habe einige Schuhpaare, fast alle sind schwarz, praktisch und bequem. Ausgesprochene Tanzschuhe sind nicht dabei – aber was sind schon richtige Tanzschuhe? Ich habe so selten Gelegenheit, mich dem Standardtanz zu widmen, dass ich keine extra Schuhe dafür benötige. Ein paar „richtig schicke Schuhe“ besitze ich, ziehe sie aber äußerst selten an – sie sind nicht sehr bequem.
In einem Gespräch mit ein paar Frauen wurde ich darauf hingewiesen, dass es buchstäblich ein „No go“ ist, mit anderen als richtigen Tanzschuhen zu einer Tanzveranstaltung zu gehen. Auf keinen Fall kann man Schnürschuhe anziehen – sie können noch so schön sein.
Am vergangenen Wochenende fand er statt, der Tanzstunden-Abschluss-Ball meiner Tochter. Was tun? Ich zog meine einzigen „richtig schicken“ Schuhe an, obwohl klar war, dass sie zu eng und unbequem sind, um gut und gern mit ihnen zu tanzen. Dafür passten sie zu meinem Kleid. Der Ball war sehr gut besucht; auf der Tanzfläche war selten und wenig Platz. Unsere Tochter amüsierte sich und tanzte viel – zweimal sogar mit ihrem Vater. Ich saß oder stand und schaute zu – und sah wahrscheinlich gut dabei aus. Wohl fühlte ich mich nicht. Nächstes Mal ist es für mich ein „No go“, etwas anderes als bequeme Schuhe anzuziehen. Nächstes Mal ist es mir egal, was man macht oder nicht.
Ich kenne jemanden, der beruflich viel fliegen muss. Mehrmals im Monat fliegt er innerhalb Europas hin und her, manchmal führt ihn eine „Geschäftsreise“ auch nach Übersee oder Saudi Arabien. Er kennt mit Sicherheit viele Flughäfen; Ein- und Auschecken ist für ihn Routine, Koffer packen und aus dem Koffer leben ebenso. Er hat ein Zuhause, aber er ist eben auch viel und weit unterwegs und genießt die Abwechslung.
Wie wenig das mit meiner Lebensnormalität zu tun hat, wurde mir klar, als ich kürzlich mit dem Fahrrad unterwegs war. Mein alltäglicher Radius beträgt ungefähr zwei bis sechs, maximal zehn Kilometer. In diesem engen Bereich spielt sich mein und unser Leben ab – Schule, Sportvereine, Laufrunden, Freunde und Bekannte, unsere Gemeinde. Hier sind wir zu Hause, kaufen ein, treffen Menschen; hier gehen wir zum Arzt oder ins Kino. Nicht alles ist wunderbar, aber bekannt und sehr vertraut. Von außen betrachtet könnte mein Leben gleichförmig wirken und langweilig, aber das ist es nicht: In diesem so abwechslungsarmen Sein begegne ich immer wieder denselben Menschen – ja. Aber unser Miteinander ist doch sehr komplex. Die Nähe zu anderen birgt Konfliktpotential und Möglichkeiten der Selbsterkenntnis – und hoffentlich der Selbstreflexion. Das gibt meinem Leben nicht unbedingt räumliche Weite, aber eine gewisse Denk-Tiefe.
Dagegen erlebte ich mein letztes Unterwegssein als oberflächlich: Das Flugzeug an sich ist bei Fernreisen praktisch; Flughäfen allerdings sind für mich sterile Orte – dieses anonyme Aufeinanderhocken von vielen Menschen im Sicherheitsbereich, berufsmäßig freundliches Bodenpersonal, gelangweilte Verkäufer in Duty-free-Shops. Die Flughäfen von Hannover und London wirkten – bis auf die Größe – ähnlich und austauschbar. Aber die Städte sind völlig verschieden und die Menschen ebenso. Von jetzt auf gleich war nichts mehr vertraut und bekannt. Auf den ersten Blick mag das spannend sein, sogar attraktiv und inspirierend. Das wurde es aber erst hinterher: Ich brauchte die Enge meines abwechslungsarmen Zuhauses, um meine Erfahrungen in der weiten Welt zu sortieren und einzuordnen.